Es ist keine leichte Zeit für die Ausstellungsplanung: Zwei Lockdowns innerhalb von acht Monaten, der starke Rückgang des Tourismus, sich ändernde Sicherheitsvorgaben und viele Fragezeichen bei Leihverträgen und der Logistik bestimmen den Alltag der Museen im Ausnahmejahr 2020.
Diesen schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz haben viele Museen bereits am Montag wieder geöffnet, andere folgen am Wochenende. Für nahezu jeden Geschmack und nahezu jeden Wohnort ist etwas dabei, um die Adventzeit, in der Christkindlmärkte und Co. geschlossen haben, mit Kunst zu füllen.
Weibliche Personalen
In der Landesgalerie Niederösterreich in Krems ist die monografische Schau „Lieselott Beschorner. Kunstbedürfnisanstalt“ zu sehen. Gezeigt werden über 100 Werke aller Schaffensperioden der mittlerweile 93-jährigen Künstlerin, die mit immer neuen Materialien und künstlerischen Techniken in einen Kosmos von eigenwillig grotesken Figuren, Akten und Abstraktionen entführt.
In der Kunsthalle Krems wiederum lässt die in Amsterdam lebende Künstlerin Fiona Tan in ihrer Schau „Mit der anderen Hand – With the other Hand“ mit fotografischen und filmischen Arbeiten die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmen. Die Ausstellung, entstanden in Kooperation mit dem Museum der Moderne in Salzburg, das nahezu gleichzeitig eine unterschiedliche Werkauswahl von Tan präsentiert, versteht sich als Mid-Career-Retrospektive und legt den Fokus auf die jüngeren Werke der Künstlerin.
Das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien bietet derweil die ungewöhnlichen Objekte der 86-jährigen Textilkünstlerin Sheila Hicks. Dicke Zöpfe, pralle Knäuel, von der Decke hängende Stoffbahnen und Lianen, flauschige Teppiche und samtige Geflechte, wollige Würste und Wülste in vielen Farben und ein ganzer Berg von in Fischernetze gepressten Fasern in Orange-, Gelb- und dunklen Rottönen gibt es in „Sheila Hicks. Garn, Bäume, Fluss“ zu sehen.
Vergessener Protagonist der Moderne
Der 1884 in Brünn geborene Emil Pirchan war ein wichtiger Vertreter der europäischen Moderne, der als Bühnenbildner, Maler, Gebrauchsgrafiker, Architekt und Schriftsteller in Erscheinung trat und die Idee des Gesamtkunstwerks hochhielt. Seine Arbeit wurde fast vergessen, bis vor Kurzem sein Nachlass entdeckt wurde.
Im Leopold Museum ist jetzt die Schau „Emil Pirchan. Visuelle Revolution“ zu sehen. Sie umfasst mehr als 200 Objekte, darunter Möbel, Bühnen- und Kostümentwürfe, Architekturmodelle, Plakate, Buchillustrationen und von Pirchan nach eigenem Verfahren hergestellte Tunkpapiere.
Beethoven und Loos mal zwei
Weiters zeigt das Leopold Museum „Inspiration Beethoven. Eine Symphonie in Bildern aus Wien 1900“. Die Ausstellung zeichnet nach, wie Beethoven in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende zur Inspirationsquelle und zum vielgestaltigen Bezugspunkt einer um Erneuerung und Anerkennung ringenden Wiener Moderne wurde.
Zum Jubilar Beethoven kann man sich auch im Kunsthistorischen Museum (KHM) kundig machen, wobei „Beethoven bewegt“ neben kostbaren Autografen wie jenem zur 5. Symphonie und einem Hörrohr aus Beethovens Besitz künstlerische Positionen mit Beethoven konfrontiert: von Francisco Goya über Auguste Rodin bis Anselm Kiefer und Rebecca Horn.
Und gleich zweimal wird aus Anlass des 150. Geburtstags von Adolf Loos dem Architekten nachgespürt. einmal im Museum für angewandte Kunst (MAK) mit der Schau „Adolf Loos: Privathäuser“ und ein zweites Mal in der Wienbibliothek im Rathaus, die in „Gehet doch schnell die Ausstellung besuchen …!“ Schriften, Briefe und Dokumente von Loos aufbereitet.
Schwarz-Weiß-Graues und Nachwuchskunst
Die Albertina lockt aktuell mit einer Ausstellung in ihr Haupthaus, die sich ganz Schwarz, Weiß und dem Grau dazwischen verschrieben hat. In „Schwarz Weiß & Grau“ wird ein Überblick über die Sammlungstätigkeit des Hauses der letzten 20 Jahre geliefert. Die 55 großformatigen Arbeiten eint die Monochromie, die Techniken sind höchst unterschiedlich: Von der Bleistiftzeichung (Roberto Longo), über Kreidemalerei (Florentina Pakosta) bis ztu Videoarbeiten (William Kentridge) ist alles vertreten.
Abseits der großen Häuser gibt es auch einiges zu entdecken, etwa die Kunst jener, die man erst später einmal in Museeumssammlungen finden kann. Die Akademie der bildenden Künste zeigt ab dem Wochenende an zwei Standorten die Schau „Pacours“, in der man die Abschlussarbeiten von rund 40 Diplomandinnen und Diplomanden findet.
Feministische Positionen
Das Lentos Kunstmuseum Linz bietet bei geöffneten Toren wieder die Möglichkeit, seine „Hommage a Valie Export“ zu Besuchen. Zum 80. Geburtstag der Künstlerin präsentiert das Museum eine Auswahl von 30 Werken und Werkgruppen und thematisiert die intensive und medial vielfältige Beschäftigung Valie Exports mit dem Körper.
Die am Samstag im Kunsthaus Bregenz eröffnete Schau „Knebl und Sheirl“ zeigt Kunst von Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Sheirl, die sowohl privat als auch künstlerisch ein Team sind. Die beiden sind für ihre schrillen, bunten und skurrilen Auftritte bekannt. Im Kunsthaus Bregenz konzipiert das Duo zwei Geschoße gemeinsam, je eines bespielen sie als Soloausstellung. Das ist spannend auch in Hinblick auf den österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig im Jahr 2022, den sie gestalten werden.
Welttheater und Zukunftswelten
Im Salzburg Museum ist in der Neuen Residenz die diesjährige Landesaustellung im Zeichen des weltweit bedeutendsten Festivals für klassische Musik und darstellende Kunst wieder zugänglich. „100 Jahre Welttheater“ rollt die Geschichte der Salzburger Festspiele seit ihrer Gründung durch Hugo von Hofmannsthal auf.
Ganz anders in der Steiermark. Im Graz Museum Sackstraße bietet die Schau „Syd Mead – Future Cities“ Einblicke in Entwürfe des legendären Designers Mead, der in den 1970er Jahren Futuristisches für Ford, Chrysler und Sony entwarf. Berühmt wurde er allerdings für seine Weltentwürfe für Hollywoods Science-Fiction-Klassiker wie „Tron“, „Blade Runner“ und „Aliens – Die Rückkehr“. Bis heute wirkt Meads Arbeit auf Film-, Industrie- und Gamedesignerinnen ebenso wie Architekten und Architektinnen nach.