USA: Einmarsch Eritreas in äthiopischer Region Tigray

Truppen Eritreas sind nach Angaben der US-Regierung offenbar in die Krisenregion Tigray im Norden Äthiopiens einmarschiert. Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte gestern, es lägen „glaubwürdige Berichte“ über einen eritreischen Militäreinsatz in Tigray vor. Sowohl Eritrea als auch Äthiopien dementierten das allerdings. Der Einmarsch sei „besorgniserregend“ und eine „ernste Entwicklung“. Die Soldaten müssten „umgehend abgezogen“ werden, forderte der Sprecher des US-Außenministeriums.

Im Zuge des militärischen Konflikts zwischen der in Tigray herrschenden Volksbefreiungsfront TPLF und der äthiopischen Zentralregierung waren wiederholt Raketen auf das benachbarte Eritrea abgefeuert worden. Es wurde vermutet, dass die TPLF hinter diesen Angriffen stand.

Friedensnobelpreis für Abkommen

Es sei „nicht unrealistisch und nicht auszuschließen“, dass eritreische Soldaten die Truppen von Premier Abiy Ahmed im Kampf gegen die TPLF unterstützen, hatte der aus Äthiopien stammende Politikwissenschafter Belachew Gebrewold kürzlich im APA-Interview erklärt. Generell wollte Gebrewold eine Einmischung externer Kräfte, die Interesse an der Destabilisierung Äthiopiens haben, nicht ausschließen. Von offizieller Seite wurden entsprechende Berichte bisher aber immer dementiert. Eritrea und Tigray haben trotz eines Friedensabkommens zwischen Äthiopien und Eritrea ihre Differenzen nie beilegen können. Für das Abkommen war der äthiopische Premier Abiy 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Militäreinsatz seit Anfang November

Abiy startete Anfang November einen Militäreinsatz in Tigray. Ende November verkündete er die Einnahme der Regionalhauptstadt Mek’ele. Die TPLF kündigte jedoch an, sie werde den Kampf fortsetzen. Die Tigrayer, die nur sechs Prozent der äthiopischen Bevölkerung stellen, dominierten das Land bis Abiys Amtsantritt 2018 und hatten viele hohe Ämter in Politik und Militär inne. Abiy entmachtete sie schrittweise. Viele Menschen in Tigray fühlen sich seither von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen mehr als 110 Millionen Einwohnern gibt es etliche ethnische Spannungen.