Jill Biden
APA/AFP/Roberto Schmidt
„Sexistischer Angriff“

Empörung über Beitrag zu Jill Bidens Doktortitel

Ein Zeitungsbeitrag, in dem die künftige First Lady der USA, Jill Biden, zum Verzicht auf ihren Doktortitel aufgefordert wird, sorgt in den USA für heftige Debatten. Führende Demokraten wiesen die Aufforderung unter anderem als sexistisch zurück. In einem weiteren Kommentar in dem Blatt wurde die Kritik nun als „übertrieben“ dargestellt.

Der Kolumnist Joseph Epstein hatte Biden am Samstag im „Wall Street Journal“ aufgefordert, auf die Anrede mit dem Doktortitel zu verzichten. Er begründete das damit, dass sie diesen Titel in Erziehungswissenschaften erworben hatte und nicht in Medizin. Epstein nannte Bidens Verwendung des Titels „betrügerisch“ und „etwas komisch“. Auch bezeichnete er die künftige First Lady herablassend als „kiddo“ (etwa: „Kleine“)

Michelle Obama, die Ehefrau des früheren Präsidenten Barack Obama, bewertete die Kolumne am Montag als Beleg für die gesellschaftlichen Widerstände, auf die berufstätige Frauen immer noch stoßen. „Viel zu oft wird unseren Errungenschaften mit Skepsis und sogar Spott begegnet“, schrieb Obama dazu in einem Instagram-Beitrag.

„Mit mehreren Verantwortungsbereichen erfolgreich“

„Nach Jahrzehnten der Arbeit sind wir gezwungen, uns wieder völlig neu zu beweisen“, wie Obama weiter mitteilte. Sie habe gesehen, wie Biden acht Jahre lang das getan habe, was viele berufstätige Frauen täten – nämlich „erfolgreich mit mehreren Verantwortungsbereichen zugleich“ umzugehen.

Obama bezog sich damit auf die Zeit, in der Joe Biden Vizepräsident unter Barack Obama war und Jill Biden als Vizepräsidentengattin bereits eine prominente öffentliche Rolle einnahm. Biden habe damals ihre Arbeit als Lehrerin fortgesetzt, sei ihren offiziellen Verpflichtungen im Weißen Haus nachgekommen und habe zugleich ihre Rollen als „Mutter, Frau und Freundin“ erfüllt, betonte Obama. Die 69-Jährige will auch als First Lady weiterhin als Lehrerin tätig sein.

„Ihr Name ist Dr. Jill Biden“

Rückendeckung bekam sie auch von der früheren Außenministerin, Ex-Präsidentschaftskandidatin und ehemaligen First Lady Hillary Clinton. „Ihr Name ist Dr. Jill Biden“, so Clinton via Twitter. Den Kolumnisten forderte Clinton spöttisch auf, sich selbst „nicht so wichtig zu nehmen“. Michael LaRosa, der Sprecher des gewählten Präsidenten Biden, appellierte an das „Wall Street Journal“, sich bei dessen Frau für die Kolumne zu entschuldigen.

Der Ehemann der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris, Douglas Emhoff, sagte, Biden habe ihre Abschlüsse durch harte Arbeit verdient. „Diese Geschichte wäre nie über einen Mann geschrieben worden“, fügte er hinzu. Auch die Northwestern University, an der Epstein früher lehrte, distanzierte sich von den Äußerungen und nannte sie „frauenfeindlich“.

Biden wird das Präsidentenamt am 20. Jänner antreten. Sein Wahlsieg über Amtsinhaber Donald Trump vom 3. November wurde am Montag per Abstimmung des „Electoral College“ bestätigt. Dabei handelt es sich um das Kollegium der Wahlleute, die nach dem indirekten US-Wahlsystem auf Grundlage der Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten letztlich den Präsidenten bestimmen.