Belgische Politikerin twitterte vertrauliche Impfstoffpreise

Eine belgische Politikerin hat offenbar aus Versehen die CoV-Impfstoffpreise derjenigen Hersteller offengelegt, mit denen die EU-Kommission Verträge abgeschlossen hat: Verbraucherschutz-Staatsekretärin Eva De Bleeker veröffentlichte gestern auf Twitter eine Tabelle mit Preisen pro Dosis der Impfstoffe von sechs Unternehmen.

Der Eintrag wurde nach kurzer Zeit wieder gelöscht, die Zeitung „Het Laatste Nieuws“ veröffentlichte jedoch einen Screenshot. Laut diesem ist das Mittel des US-Unternehmens Moderna am teuersten: Es würde 18 Dollar pro Dosis kosten. Der US-Konzern Johnson & Johnson würde 8,50 Dollar verlangen.

Die Preise der anderen Anbieter waren in Euro angegeben: Der Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer liege bei zwölf Euro pro Dosis, die deutsche Firma Curevac verlange zehn Euro, das französische Sanofi 7,56 Euro. Mit Abstand am günstigsten wäre das Mittel von AstraZeneca mit nur 1,78 Euro pro Dosis.

EU schloss Verträge mit sechs Anbietern ab

Die EU-Kommission hat im Auftrag der EU-Mitgliedsstaaten Lieferverträge mit diesen sechs Anbietern abgeschlossen. Unter Verweis auf Geheimhaltungsklauseln in den Verträgen wollte die Brüsseler Behörde die von De Bleeker verbreiteten Informationen heute nicht kommentieren.

Insgesamt belaufen sich die Lieferverträge der EU auf gut 1,3 Milliarden Dosen. Zudem wurden Optionen für 660 Millionen weitere Dosen vereinbart. Für die aussichtsreichsten Impfstoffe nutzte die Kommission diese Optionen bereits und stockte die Bestellung bei Pfizer und Biontech von 200 auf 300 Millionen und bei Moderna von 80 auf 160 Millionen Dosen auf.

Bericht: EU hätte mehr Impfstoff bestellen können

Laut einem „Spiegel“-Bericht hätte die EU aber mehr von dem CoV-Impfstoff der Hersteller Biontech und Pfizer kaufen können. Biontech habe bis zu 500 Millionen Einheiten angeboten, zitierte das Magazin heute aus Verhandlungskreisen.

Auch die Firma Moderna hätte der EU mehr von ihrem Impfstoff liefern können als die vereinbarten bis zu 160 Millionen Einheiten, sagte Unternehmenschef Stephane Bancel dem „Spiegel“. Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich nicht zum Verlauf der Verhandlungen mit den Pharmafirmen äußern, die die Brüsseler Behörde im Auftrag aller 27 EU-Staaten geführt hat.