Van der Bellen und Schönborn: Flüchtlinge aufnehmen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kardinal Christoph Schönborn haben am Heiligen Abend ihre Appelle zur Aufnahme von Flüchtlingen aus den griechischen Lagern eindringlich bekräftigt. In der ORF-Sendung „Licht ins Dunkel“ riefen das Staatsoberhaupt und der Wiener Erzbischof zu „erster Hilfe“ bzw. zu „Menschlichkeit“ auf.

In den griechischen Lagern herrsche eine derartige Notsituation, „die nach erster Hilfe ruft“, so Van der Bellen. Er rief dazu auf, vor allem für Kinder jetzt ein Zeichen zu setzen und erinnerte daran, dass diese „im Dreck hausen“ und die Zustände für Europa unwürdig seien. Die Lösung der großen Fragen, wie der Migrationspolitik, würde Wochen und Monate dauern, deshalb müsse man jetzt etwas tun. Die Österreicher rief er angesichts der Pandemie zu Optimismus auf.

„Teil eines politischen Spiels“

Schönborn sagte, „das Schlimme“ sei, dass diese Menschen „Teil eines politischen Spiels“ geworden seien. Er verstehe, dass sich die Regierung schwertue, aber die Politik dürfe nicht das letzte Wort haben, sondern „die Menschlichkeit“. Als Weihnachtsbotschaft formulierte der Kardinal, dass Gott sich auf diese Welt eingelassen habe und die Welt deshalb nicht verloren sei, auch nicht in Zeiten der Pandemie.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) äußerte sich bereits zur Aufnahme Geflüchteter. Er hoffe in der Frage auf „Mehrheiten“ mit der ÖVP. Es sei „möglich, dass wir die noch erreichen“, zuständig sei aber allein Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), sagte er in der ZIB2. Diesem habe man den Plan für die Aufnahme von 100 Familien vorgelegt, jetzt werde man weiter Druck machen.

Jahresbilanz: Interview mit Vizekanzler Werner Kogler

In der ZIB2-Serie der Jahresbilanz-Interviews ist Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zu Gast. Er geht auf den Zwischenbericht der Untersuchungskommission zum Wiener Terroranschlag, die Debatte über die Aufnahme von Personen aus Flüchtlingslagern, die Zusammenarbeit in der Regierung, den Erlass zur Teiltauglichkeit beim Heer und den Umgang der Regierung mit der Pandemie ein.

Ein Aufruf zur Hilfe für Geflüchtete in den griechischen Lagern kam auch vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Auch er erinnerte daran, dass die Menschen und auch Kinder dort unter ganz furchtbaren Umständen leben. Ludwig betonte, dass Weihnachten das Fest des Friedens und der Familie sei und sagte, dass Jesus Christus dazu aufrufen würde zu helfen.

Religionsvertreter loben Zusammenhalt

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ümit Vural, betonte, dass die Religionsgemeinschaften eine „Stimme der Vernunft“ seien und für den Zusammenhalt stünden. Nach dem Terroranschlag in Wien habe die Republik und die Gesellschaft mit mehr Zusammenhalt richtig reagiert.

Den Wert des Zusammenhalts und der Solidarität in der Gemeinschaft in dieser Zeit betonten auch Oberrabbiner Jaron Engelmayer von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Nikolaus Rappert. Der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, sah in dieser schwierigen Zeit auch etwas Positives, nämlich die Möglichkeit, kennenzulernen, was Leben wirklich bedeutet.