Papst Franziskus
APA/AFP/Vatican Media
Weihnachtlicher Segen

Papst fordert Zugang zu Impfungen für alle

Papst Franziskus hat am Freitag den Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“) gespendet. In seiner Weihnachtsbotschaft betete er zuvor für alle Menschen, die Leid und Schwierigkeiten durch die Coronavirus-Pandemie erfahren haben, und forderte breiten Zugang zu Impfstoffen: „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagte der 84-Jährige in der Benediktionsaula des Apostolischen Palastes.

Impfstoffe sollten allen und vor allem den Verletzlichsten zugänglich gemacht werden, sagte der Papst. Gesundheit sei ein internationales Thema, und die Pandemie könne nicht mit nationaler Abschottung besiegt werden. Der Impfstoff sei ein „Licht der Hoffnung“, wenn er für jeden verfügbar sei. „Die Gesetze des Markts dürfen nicht über den Gesetzen der Gesundheit und der Menschlichkeit stehen“, mahnte der Papst. Bei der Entwicklung der Impfstoffe sei Zusammenarbeit und nicht Konkurrenz notwendig.

Außerdem gedachte Franziskus der Menschen, die unter Gewalt und Terror in Kriegs- und Krisengebieten litten. Gleichzeitig betete der Pontifex für Frieden und Waffenstillstände in vielen Ländern der Erde. „Sich mit der Gewalt und der Ungerechtigkeit abzufinden, würde bedeuten, die Freude und die Hoffnung von Weihnachten zurückzuweisen.“

Papst spendet Weihnachtssegen „Urbi et orbi“

Papst Franziskus spendete am Freitag den Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“).

Bedeutung der Geschwisterlichkeit

Franziskus hob in seiner Ansprache die Bedeutung der Geschwisterlichkeit, die nicht aus schönen Worten und abstrakten Idealen bestehen dürfe, in Zeiten der Pandemie hervor. „Wir brauchen eine Geschwisterlichkeit, die auf der konkreten Liebe gründet, die fähig ist, dem anderen von uns verschiedenen Menschen zu begegnen, mit ihm zu leiden, sich ihm zu nähern und sich seiner anzunehmen, auch wenn er nicht meiner Familie, meiner Volksgruppe, meiner Religion angehört.“ Das gelte auch in den Beziehungen unter den Völkern und Nationen.

Leerer Petersplatz in Rom
Reuters/Yara Nardi
Der Peterplatz blieb heuer wegen der Coronavirus-Beschränkungen leer

Die Feier musste wegen der Coronavirus-Beschränkungen verlegt werden. Zu Ostern hatte Franziskus den Segen noch im Petersdom gesprochen. Im Anschluss spendete das Oberhaupt der katholischen Kirche den Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Damit erlässt der Papst den Gläubigen die Strafen für ihre Sünden. Er gehört zu den wichtigsten Segen der katholischen Kirche.

Solidarität mit den Schwächsten

Franziskus rief zudem zu Solidarität gegenüber den schwächsten Personen, den Kranken, den Arbeitslosen und den Menschen auf, die sich aufgrund der Folgen der Pandemie in großen Schwierigkeiten befinden. Dabei gedachte er auch der Frauen, die in diesen Tagen der Isolation zum Opfer häuslicher Gewalt wurden. Er gedachte auch der wegen der Pandemie getrennten Familien, die die Weihnachtszeit nicht zusammen verbringen können.

Den vielen Kindern, die unter dem Krieg und den Konflikten im Nahen Osten und in verschiedenen Ländern der Erde leiden, sowie dem „geschätzten syrischen Volk“ drückte der Pontifex sein Mitgefühl aus und bat um Trost für das irakische Volk und um Frieden für Libyen. Er äußerte dabei die Hoffnung, dass die neue Phase der laufenden Verhandlungen jeder Form von Feindseligkeit im Land ein Ende setze.

Zahlreiche Krisenherde

Der Papst betonte, er bete für gegenseitiges Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern, damit es zu einem „gerechten und dauerhaften Frieden durch einen direkten Dialog“ komme. Das libanesische Volk rief der Papst auf, die Hoffnung nicht zu verlieren. Es sei wichtig, dass der Libanon einen Weg der Reformen durchlaufe und „seine Berufung zur Freiheit und zum friedlichen Zusammenleben“ fortführen könne.

Der Papst sprach weitere Krisenherde wie Bergkarabach an, und drückte den Bevölkerungen von Burkina Faso, Mali und Niger seine Nähe aus, die „aufgrund von Extremismus und bewaffneten Konflikten, aber auch aufgrund der Pandemie und anderer Naturkatastrophen von einer schweren humanitären Krise getroffen wurden“. Auch den von Naturkatastrophen heimgesuchten Bevölkerungen in Südostasien drückte er sein Mitgefühl aus. An das Volk der Rohingya gerichtet sagte er: „Jesus möge Hoffnung in ihr Leiden bringen.“

Christmette im kleinen Kreis

Unter strikten Hygienevorschriften und ohne den üblichen Massenandrang hatten zuvor am 24. die traditionellen Zeremonien in Rom und Bethlehem stattgefunden. Der Papst feierte die Christmette im Petersdom vor weniger als 200 Gläubigen. Die meisten der vorwiegend Beschäftigten des Vatikanstaats trugen Atemschutzmasken.

Das Oberhaupt der 1,3 Milliarden Katholiken rief die Gläubigen auf, nicht „das eigene Schicksal zu beklagen, sondern die Tränen jener zu lindern, die leiden“. Der Papst legte in seiner Predigt den Schwerpunkt auf die Nächstenliebe und kritisierte den Egoismus.

„Unersättlich wollen wir mehr haben, und so stürzen wir uns auf die vielen Futterstellen der Eitelkeit und vergessen dabei die Krippe von Bethlehem“, so Franziskus mit Bezug auf die Geburt von Jesus Christus. So seien die Menschen, „was die Güte anbelangt, oft Analphabeten“.

Die Christmette des Papstes war um zwei Stunden vorverlegt worden, damit die in Italien zum Schutz gegen das Coronavirus geltende Ausgangssperre ab 22.00 Uhr eingehalten werden konnte. Normalerweise drängen sich zur Christmette im Petersdom Tausende Menschen. Auch bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem war die Besucherzahl stark reduziert.