Aufgereihte Lkws in Manston (Großbritannien)
AP/PA/Steve Parsons
Lkw-Stau am Ärmelkanal

Britisches Militär verstärkt Einsatz

Seit Tagen warten zahlreiche Lkw-Fahrer darauf, aus Großbritannien auszureisen. Der Hintergrund: Frankreich hatte wegen der Ausbreitung der neuen und möglicherweise besonders ansteckenden CoV-Variante in Großbritannien die Grenzen geschlossen und erst am Mittwoch wieder geöffnet. Aber der Rückstau ist enorm – es wird erwartet, dass es noch bis Samstag dauert, bis er sich aufgelöst hat. Jetzt verstärkt das britische Militär den Einsatz.

Zu den bereits 300 Soldaten, die im Einsatz seien, um die Fahrer schnellstmöglich auf das Coronavirus zu testen, seien nun 800 weitere hinzugekommen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit. Die Fernfahrer müssten sich einem CoV-Schnelltest unterziehen, bevor sie den Ärmelkanal per Schiff oder durch den Eurotunnel überqueren dürfen – eine erhebliche logistische Aufgabe.

Der britische Verkehrsminister Grant Shapps hatte am Donnerstag mitgeteilt, mehr als 2.300 Fahrer seien bereits getestet worden, davon hätten nur drei ein positives Ergebnis gehabt. Laut der britischen Nachrichtenagentur PA traten bisher Hunderte Lkws die Überfahrt über den Ärmelkanal an. Die Fahrer hatten das mit lautstarkem Hupen gefeiert – für viele dauert die Abfertigung aber noch weiter an.

Soldaten führen Covid-19-Tests an der Zufahrt zum Hafen von Dover (Großbritannien) aus
AP/Kirsty Wigglesworth
Britische Soldaten bei der Durchführung von CoV-Tests

„Gestern hatten wir tausend Lastwagen, die von Dover herüberkamen“, sagte der Chef des Hafenbetreibers in Calais, Benoit Rochet, am Freitag. Am Christtag seien es bis 10.00 Uhr (MEZ) 550 Lastwagen aus Großbritannien gewesen. Wenn dieses Tempo so anhalte, werde sich der Stau bis Samstag auflösen. Der Hafen Dover teilte mit, dass Fähren die Nacht über und auch an den Weihnachtstagen im Einsatz sein werden.

Der Stau ist auch über Radarsatelliten gut erkennbar

Polen schickte unterdessen ein 60-köpfiges medizinisches Team der Armee Richtung Dover, das beim Test der polnischen Lastwagenfahrer helfen sollte. Eine erste Delegation von Ärzten und Krankenschwestern aus Polen hätte bis Freitagmorgen bereits 1.260 Lkw-Fahrer getestet, teilte Michal Dworczyk, Chef der Regierungskanzlei, auf Twitter mit. Polen stellte 15.000 Tests zur Verfügung, Soldaten der polnischen Armee verteilten Lebensmittel. Nach Angaben der Regierung in Warschau steckten mehrere tausend polnische Fahrer in England fest.

Bis zu 10.000 Fernfahrer gestrandet

Insgesamt waren bis zu 10.000 Fernfahrer gestrandet, nachdem am Sonntag strikte Einreisebeschränkungen verhängt worden waren. „Wir müssen die Situation in Kent, die durch die plötzliche Auferlegung von CoV-Beschränkungen durch die französische Regierung verursacht wurde, so schnell wie möglich lösen“, so Verkehrsminister Shapps. „Unser Ziel ist, dass ausländische Fahrer so schnell wie möglich nach Hause zu ihren Familien kommen.“

Noch aber warteten etwa 5.000 Fahrzeuge in Kent. Die Behörden hatten den stillgelegten Flughafen Manston gut 30 Kilometer von Dover sowie Fahrspuren der Autobahn M20 als Parkplätze freigegeben. Einige Fahrer haben bereits fast eine Woche in ihrer Kabine verbracht. „Ich weiß, dass es für viele Fahrer sehr schwierig ist, aber ich versichere ihnen, dass wir unser Bestes tun, um sie heimzubringen“, sagte Minister Shapps.

Wasser, Lebensmittel knapp – Frankreich schickt Mahlzeiten

Doch es gibt ganz grundsätzliche Probleme: Viele der Fahrer hatten sich beschwert, dass ihnen Wasser und Lebensmittel ausgingen. Auch Toiletten gibt es für viele nicht. Frankreich schickte mehr als 1.000 Mahlzeiten über den Ärmelkanal. Auch Großbritannien sei sehr aktiv, teilte der Beigeordnete Minister für Verkehr, Jean-Baptiste Djebbari, am Donnerstagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit.

„Wir müssen für die blockierten Lastwagenfahrer handeln“, forderte Premierminister Jean Castex. „Hinter jedem Produkt, das in unserem Land vertrieben wird, stehen häufig eine Logistikkette und unsere Lastwagenfahrer“, schrieb er auf Twitter.