Delegation aus Ägypten überraschend zu Gast in Libyen

Erstmals seit 2014 ist eine hochrangige Delegation aus Ägypten in die Hauptstadt des benachbarten Bürgerkriegslandes Libyen gereist. An den Treffen in Tripolis nahmen gestern unter anderem Libyens Innenminister Fathi Baschagha und Geheimdienstchef Imad al-Trabulsi teil, wie das libysche Innenministerium mitteilte. Medienberichten zufolge reisten aus Ägypten ranghohe Vertreter aus dem Präsidialamt, dem Außenministerium und vom Geheimdienst an.

In Libyen ringen die Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch mit Sitz in Tripolis und eine Gegenregierung im Osten des Landes um die Macht, die General Chalifa Haftar unterstützt. Die Sarradsch-Regierung wird von der Türkei unterstützt, dagegen stehen Ägypten, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate hinter Haftar und dessen Verbündeten. Haftar hat nach seiner gescheiterten Offensive auf Tripolis aber an Einfluss verloren.

Türkei wettert gegen Haftar

Bei dem Treffen ging es nach Angaben aus Tripolis um Sicherheitsfragen und eine Stärkung der Zusammenarbeit. Die Teilnehmer hätten auch über die Einhaltung der im Oktober in Genf vereinbarten Waffenruhe gesprochen und den laufenden Dialog unter UNO-Vermittlung zur Lösung des jahrelangen Konflikts. Die ägyptische Seite veröffentlichte keine Details zu dem Besuch.

Erst am Tag zuvor hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar die Truppen seines Landes in Libyen besucht und dabei scharfe Worte an Haftar gerichtet. Der „Kriegsverbrecher und Mörder“ und seine Unterstützer seien im Fall eines versuchten Angriffs auf türkische Truppen ein legitimes Ziel, drohte Akar nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Einige Tage zuvor hatte das türkische Parlament ein Mandat zum Einsatz in Libyen um 18 Monate verlängert.