Skifahrer auf der Piste
Reuters/Lisi Niesner
Gesundheitsministerium

Neuer Erlass gegen Staus vor Skiliften

Der rege Andrang auf Österreichs Skigebiete sorgt national und international für Aufregung. Das Gesundheitsministerium reagierte am Dienstag mit einem Erlass, in dem es heißt: „Im Fall der wiederholten mangelhaften Umsetzung von ausreichenden Schutzmaßnahmen sind Betretungsverbote auszusprechen.“

Weiters wird festgehalten: „Es hat eine verstärkte Überprüfung der COVID-19-Präventionskonzepte für Seil- und Zahnradbahnen dahingehend zu erfolgen, dass vom Betreiber jeder Seil- und Zahnradbahn die Vorlage des COVID-19-Präventionskonzeptes zu verlangen ist und die COVID-19-Präventionskonzepte stichprobenweise dahingehend zu überprüfen sind, ob die Konzepte dem Stand der Wissenschaft entsprechen und zur Minimierung des Infektionsrisikos geeignet sind.“

Der Betreiber habe die Einhaltung der Bestimmungen durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen. „Jedenfalls sind epidemiologisch bedenkliche Situationen, wie Menschenansammlungen, zu verhindern, dies beispielsweise durch Leitsysteme und zahlenmäßige Limitierungen“, wird in dem Erlass des Gesundheitsministeriums ausgeführt.

Schreiben an die Landeshauptleute

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hielt in einer Stellungnahme fest: „Um sicherzustellen, dass die aktuellen Regelungen im Wintersport flächendeckend konsequent eingehalten und umgesetzt werden, geht heute Nachmittag ein entsprechender Erlass meines Ressorts an die Landeshauptleute. Wir fordern die zuständigen Behörden darin auf, verstärkt zu kontrollieren, ob die vorgeschriebenen Maßnahmen vor Ort eingehalten werden. Ist dies nicht der Fall, sind im Wiederholungsfall Betretungsverbote auszusprechen.“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ergänzte: „Ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, wenn sich einige wenige schwarze Schafe nicht an die Regeln halten. Diese Einzelfälle gehören unterbunden, wir werden nicht dulden, dass der überwiegende Teil der Skigebiete, die sich an alle Regeln halten, unter diesen Einzelfällen leidet.“ Die Kapazitätsbeschränkungen bei den Seilbahnen und Liftanlagen werden bleiben, stellte Köstinger klar.

Zuvor hatte sich der Wirtschaftskammer-Seilbahn-Obmann Franz Hörl für ein Ende der Personenbeschränkungen in Gondeln ausgesprochen. Derzeit darf die Auslastung wegen der CoV-Beschränkungen maximal 50 Prozent betragen. Laut Hörl führt ebendiese Einschränkung zu Warteschlangen an den Einstiegsstellen. „Diese Bilder sind furchtbar und dürfen auch nicht mehr passieren“, sagte der ÖVP-Abgeordnete im Ö1-Morgenjournal. Er verwies auf das Beispiel Hinterstoder, wo Bilder von Menschenansammlungen bei der Talstation im Internet kursierten.

Lifteobmann: „Künstliches Aufbauschen einzelner Bilder“

Die Liftbetreiber hätten mit einer früheren Öffnung genau diesen Ansturm vermeiden wollen: „Pech war nur, dass die Kunden das auch mitbekommen haben, sodass um 8.00 Uhr der Parkplatz voll war und 3.500 Leute an der Talstation gestanden sind“, so Hörl. Doch habe die Talstation aufgrund des 50-Prozent-Limits nur die halbe Förderleistung bringen können. Geht es nach Hörl, könne man auf das Limit verzichten, weil das verpflichtende Tragen der FFP2-Masken von den Kunden ohnehin „gut angenommen werde“.

Generell zeigte er sich zufrieden mit den Sicherheitskonzepten bei den Liften. Das hätte „nach dem Sommer auch jetzt wieder funktioniert“. Kein Verständnis zeigt er für das „künstliche Aufbauschen einzelner Bilder“, die „in keiner Weise als Abbild des tatsächlichen Geschehens in Österreich herangezogen werden können“. „Wenn eine Familie am Lift zusammensteht, dann ist das absolut ok, wird aber von manchen als Missachtung der Abstandsregelung dargestellt“, so Hörl.

Bilder der langen und dicht gedrängten Schlangen vor den Skiliften wurden nicht nur in vielen deutschen Medien gezeigt, selbst die „New York Times“ berichtet über die Österreicher – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Andrang auch in Deutschland – trotz Liftsperren

Auch in Deutschlands Bergen ist teils viel los. Im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb etwa sorgten Tagesausflügler während der Feiertage an manchen Orten für chaotische Zustände auf Straßen und Parkplätzen. Zudem registrierte die Polizei viele Verstöße etwa gegen Vorschriften zu Mindestabständen. Dabei geht es vor allem ums Rodeln, Spazierengehen und Wandern, denn Skilifte stehen wegen der Maßnahmen gegen die Pandemie still. Darauf wiesen auch die Touristiker im Sauerland hin, wo am Wochenende der Andrang auf Winterberg zu Chaos geführt hatte.

Fahrzeuge stauen bei Winterberg, Nordrhein-Westfalen (Deutschland)
APA/dpa/Bernd Thissen
Für eine Fahrt im Skigebiet Winterberg nehmen viele Deutsche Staus in Kauf

Nun befürchten die Behörden eine neue Welle von Ausflüglern zu Silvester. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) appellierte am Dienstag an die Bürger, auf Kurztrips nach Winterberg im Sauerland zu verzichten. Die Stadt kündigte an, die Parkplätze zu verringern, die Maskenpflicht auszuweiten sowie Polizei- und Ordnungskräfte zu verstärken.

„Große Menschenansammlungen erhöhen das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Pandemie“, sagte Laschet. „Mein Appell lautet daher: Bleiben Sie zu Hause!“ Das Land unterstütze Winterberg bei allen Maßnahmen, um weitere Tagestouristen von der Anreise abzuhalten, sagte Laschet. „Wir sind bereit, auch kurzfristig mehr Einsatzkräfte zu schicken.“ Verstöße gegen die Regeln würden konsequent geahndet.

Im Harz ist „die Hölle los“

Auch im Harz stauten sich die Autos in Ausflugsorten kilometerlang. Die Sprecherin des Harzer Tourismusverbandes, Christin Wohlgemuth, sagte, weiter oben sei „die Hölle los“. Die Kennzeichen der Autos reichten von Berlin und Potsdam bis Bremen. Ein Polizeisprecher sagte, es sei so voll, dass die Menschen draußen die notwendigen Abstände nicht einhalten könnten.