Müll auf Bali
APA/AFP/Sonny Tumbelaka
Bali

Strände versinken im Plastikmüll

Die ersten Tage des neuen Jahres haben viele Bewohner und Bewohnerinnen Balis am Strand verbracht. Nicht aber, um sich zu erholen, sondern, um die Meeresufer von Tonnen an Plastikmüll zu befreien. Die Verschmutzungen werden von Jahr zu Jahr stärker.

Behörden und Bewohner haben Mühe, der Müllflut Herr zu werden, die derzeit an den Stränden von Kuta, Legian und Seminyak angeschwemmt wird, wie „Guardian“ und CNN am Montag berichteten. Wayan Puja von der Umwelt- und Sanitärbehörde der Region Badung sagte: „Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, die Strände zu säubern, aber der Müll kommt immer wieder.“ Am Freitag wurden mehr als 30 Tonnen von den Stränden entfernt, sagte er, am Samstag waren es gar 60 Tonnen.

Denise Hardesty, eine leitende Wissenschaftlerin bei der australischen Wissenschaftsbehörde CSIRO und Expertin für globale Plastikverschmutzung, sagte, dass derzeit eine „enorme Menge“ an Plastik angeschwemmt werde. „Es ist nicht neu, es ist nicht überraschend, und es passiert jedes Jahr, aber es hat in den letzten zehn Jahren zugenommen“, sagte Hardesty.

Müll auf Bali
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Die Plastikverschmutzung auf Indonesiens Stränden wird immer schlimmer

Monsun verschärft Problem

Plastikmüll und andere Meeresabfälle werden jedes Jahr während der Monsunzeit, wenn Regen und Winde von West nach Ost peitschen, an Balis Strände im Südwesten gespült. Hardesty zufolge spiegle die zunehmende Menge aber den weltweiten Anstieg der Plastikproduktion wider. In Stränden auf der ganzen Welt werde Müll zunehmend zum Problem, „aber in Ländern mit Monsunregen ist ein viel stärkerer saisonaler Einfluss zu erkennen“.

Hardesty sagte, dass Bemühungen, die Verwendung von Plastik zu reduzieren, laufend intensiviert würden und dass es mehrere Ansätze gebe, das Problem zu bekämpfen. Die Behörde CSIRO arbeitet etwa in Indonesien an einer neuen Methode, um mittels Fernkameras und künstlicher Intelligenz den Müll verfolgen und Brennpunkte identifizieren zu können.

Balis Problem ist aber auch hausgemacht: Gede Hendrawan, Leiter des Zentrums für Meereswissenschaften an der Universität Udayana auf Bali, sagte, dass das Müllmanagement in Indonesien bisher versagt habe. „Das größte Problem ist, dass das in Indonesien bisher nicht effektiv war. Bali hat gerade erst begonnen, das System zu reorganisieren, auch Java hat erst jetzt erste Schritte gesetzt“, sagte er.

Plastikfrei bis 2040?

Im April startete die indonesische Regierung einen Anlauf, den Plastikmüll im Land drastisch zu reduzieren, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Antara. Der Plan sieht vor, den Plastikmüll im Meer bis 2025 um 70 Prozent zu reduzieren und bis 2040 gänzlich frei von Plastik zu werden.

Balis Gouverneur Wayan Koster macht Druck: Die Verwaltung sollte am Kuta Beach, einem der größten Touristen-Hotspots der Insel, ein wirkungsvolles und rasch greifende System etablieren, um den an den Strand gespülten Müll zu beseitigen. „Außerdem sollte das Müllentsorgungssystem in der Regenzeit, wenn viele Touristen kommen, 24 Stunden am Tag arbeiten. Warten Sie nicht auf morgen.“

Müll auf Bali
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Heuer gibt es kaum Touristen, die Zeugen des grausigen Schauspiels werden

Auf morgen muss aber zumindest der Tourismus warten: Die stark von dem Wirtschaftszweig abhängige Insel wurde von der Coronavirus-Pandemie hart getroffen. Mit 1. Jänner wurden die Grenzen für alle Ausländer und Ausländerinnen zunächst für zwei Wochen geschlossen, um die Ausbreitung der neuen Stämme von Covid-19 zu stoppen.

Im Sommer sagte Tjokorda Oka Artha Ardana Sukawati, Balis Vize-Gouverneur und ehemaliger Vorsitzender der Hotel- und Restaurantvereinigung der Insel, gegenüber CNN Travel: „Die Covid-19-Pandemie ist die verheerendste Katastrophe für den Tourismus auf Bali“, sagte er. „Sie ist viel schlimmer als die Bali-Bombenanschläge und schlimmer als alle Ausbrüche des Vulkans Agung zusammen.“