Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer
APA/dpa/Sebastian Gollnow
300 Mio. Dosen

EU sichert sich mehr Impfstoff

Die EU-Kommission hat einen Vertrag über weitere bis zu 300 Mio. Dosen des CoV-Impfstoffs der deutschen Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer abgeschlossen. 75 Mio. Dosen davon sollten bereits im zweiten Quartal 2021 zur Verfügung stehen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag . Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) stimmte indes der Entnahme von sechs Impfdosen pro Biontech-Ampulle zu.

Der neue Vertrag folgt auf Klagen über Knappheit von Impfstoff in mehreren EU-Staaten. „Ich bin der tiefen Überzeugung, dass dieser europäische Weg richtig ist, und ich glaube, in der Rückschau wird sich das auch beweisen“, verteidigte sie die europäische Impfstrategie. Kritik am schleppenden Impfstart in vielen EU-Staaten vermied die deutsche Politikerin jedoch.

Sie sei sehr beruhigt zu sehen, dass jedes EU-Land sein Bestes gebe, um die Impfungen so schnell wie möglich umzusetzen. Es sei beeindruckend, wie schnell sich die Länder den Gegebenheiten angepasst hätten. Die Organisation der Massenimpfungen sei eine „logistische Herausforderung“. Es sei von vornherein klar gewesen, dass man nicht „auf einen Schlag“ alle impfen könne.

Ursula von der Leyen
AP/Francois Walschaerts
Von der Leyen verteidigt die europäische Impfstrategie

Von der Leyen betont gemeinsame Entscheidungen

Wenn man eines Tages zurückschaue, werde man sehen, dass es zu Beginn etwas holprig war. „Das ist immer so bei solchen großen Veränderungen, die man angeht.“ Die Anzahl der Impfungen müsse jedoch „zügig“ angehoben werden. Von der Leyen betonte zudem, dass alle Entscheidungen über Impfstoffeinkäufe gemeinsam mit den EU-Staaten getroffen würden. Zuletzt hatten auch deutsche Politiker kritisiert, dass in Europa nicht genug Impfstoff gegen Covid-19 zur Verfügung stehe.

Österreich bekommt zusätzliche sechs Mio. Dosen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bedankte sich bei von der Leyen, die „dafür alle Hebel in Bewegung gesetzt“ habe. Die Beschaffung von weiteren 300 Millionen Impfdosen von Biontech und Pfizer sei ein wichtiger Erfolg für die EU, der das Kontingent verdoppelt. Für Österreich bedeutet die Bestellung laut Bundeskanzleramt im zweiten Quartal bereits 1,5 Mio Impfdosen zusätzlich.

Insgesamt bekomme Österreich damit alleine von Biontech und Pfizer zusätzlich sechs Mio. Dosen zu den bereits zugeteilten 5,5 Mio Dosen. Das Biontech-Pfizer-Präparat war am 21. Dezember als erster CoV-Impfstoff in der EU zugelassen worden. Am Mittwoch wurde auch das Mittel des US-Herstellers Moderna genehmigt.

Die weiteren 300 Millionen Impfdosen zeigten, dass die EU „sehr, sehr schnell ist“, was den gemeinsamen Beschaffungsprozess betrifft, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Kritik daran verstehe er nicht, vielmehr findet er es beachtlich, dass „die Marktmacht Europa sehr, sehr gut eingesetzt wurde“. Vor allem für das zweite Quartal bedeuten die zusätzlichen Dosen für Österreich einen „super Schritt“.

EMA erlaubt Nutzung sechster Dose

Kurze Zeit später erlaubte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), dass sechs statt bisher fünf Dosen aus einer Ampulle des Biontech-Pfizer-Vakzins gezogen werden dürfen. Laut Bundeskanzleramt mache das eine „weitere Steigerung der Impfungen um 20 Prozent“ möglich. „Alleine diese Einzelmaßnahme wird es ermöglichen, in Österreich mit den bestehenden Kontingenten eine halbe Million Menschen zusätzlich zu impfen“, sagte Kurz gegenüber der APA.

Die EMA zeigte sich auch zuversichtlich, dass bereits Ende Jänner ein dritter Impfstoff in der EU zugelassen wird. Nächste Woche werde der Antrag der Hersteller AstraZeneca auf eine bedingte Marktzulassung in der EU erwartet, teilte EMA-Chefin Emer Cooke am Freitag in Amsterdam mit. Ende Jänner könnte dann eine positive Empfehlung der EMA erfolgen. Anschließend muss die EU-Kommission noch zustimmen, das gilt als Formsache.

EU wehrte sich mehrfach gegen Kritik

Bereits im November hatte die EU-Kommission für alle 27 Staaten bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen von Biontech und Pfizer bestellt – eine feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere, die vor Kurzem gezogen wurde. Sowohl Biontech als auch die EU-Kommission hatten zuletzt bestätigt, dass über weitere Lieferungen verhandelt werde.

Die EU-Kommission hatte sich stets gegen die Kritik an einem Impfstoffmangel gewehrt. Die Zahl der Impfstoffe reiche aus, die Mittel müssten jedoch erst produziert werden, sagte ein Sprecher. Die Impfkampagne habe gerade erst begonnen. Im Moment sei nicht die Zahl der Bestellungen, sondern die Produktionskapazitäten der Unternehmen der Flaschenhals, hieß es aus der Brüsseler Behörde.

Verträge mit weiteren Herstellern

In Deutschland wird derzeit an einem neuen Produktionsstandort von Biontech in Marburg gearbeitet. Wenn dieser wie geplant im Februar in Betrieb gehe, dann könne das Unternehmen die Impfstoffproduktion massiv ausbauen, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn jüngst. „Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen.“

Neben Biontech und Pfizer gibt es bereits Rahmenverträge mit fünf weiteren Herstellern. Inklusive des neuen Vertrags mit Biontech und Pfizer kann die EU nun insgesamt mehr als zwei Milliarden Dosen beziehen. Von Moderna hat die EU-Kommission bis zu 160 Millionen Dosen gesichert. Bei den meisten Produkten sind dabei zwei Dosen nötig, um eine Immunisierung zu erreichen.

Studie: Vakzin wirkt gegen aktuelle Mutationen

Laut einer vom US-Arzneimittelhersteller durchgeführten Studie scheint der Impfstoff der Partner Biontech und Pfizer gegen die in Großbritannien und Südafrika entdeckten Virusvarianten zu wirken. „Wir haben jetzt 16 verschiedene Mutationen getestet, von denen keine wirklich signifikante Auswirkungen hatte. Das sind die guten Nachrichten“, sagte einer der führenden Wissenschaftler für virale Impfstoffe bei Pfizer. „Das heißt aber nicht, dass die 17. keine Auswirkungen haben wird.“

Die noch nicht von Fachleuten begutachtete Studie von Pfizer und Wissenschaftlern der medizinischen Abteilung der University of Texas in Galveston zeigt, dass der Impfstoff das Virus auch bei einer Veränderung am Spike-Protein wirksam neutralisiere.