Griechenland will EU-Impfpass

Gegen Covid-19 geimpfte EU-Bürgerinnen und -Bürger sollen nach Ansicht der griechischen Regierung einen EU-weit gültigen Impfpass erhalten – dafür hat sich der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis in einem Brief an die EU-Kommission eingesetzt.

Es sei dringend notwendig, ein gemeinsames Verständnis darüber zu etablieren, wie solch ein Impfzertifikat strukturiert sein müsse, sodass es von allen EU-Staaten akzeptiert werde, hieß es in dem Schreiben, das gestern publiziert wurde.

Mitsotakis betonte in dem von der griechischen Tageszeitung „Kathimerini“ veröffentlichten Brief, dass Griechenland die Impfung nicht zur Pflicht oder Voraussetzung für Reisen machen werde. Aber: „Die Personen, die geimpft sind, müssen frei reisen dürfen.“

Das könne auch ein positiver Anreiz sein, sich impfen zu lassen, was wiederum der einzige Weg sei, um zur Normalität zurückzukehren. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich bereits bei ihrem Gipfel im Dezember darauf verständigt, dass „ein koordinierter Ansatz für Impfbescheinigungen“ entwickelt werden solle.

Österreichs Positionierung noch unklar

Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte den Eingang des Briefes. Die in dem Schreiben aufgeworfenen Punkte sowie andere Fragen in Zusammenhang mit Impfungen würden im Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs diskutiert.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und seine EU-Kollegen beraten kommende Woche am Donnerstag erneut über die CoV-Koordinierung der EU-Staaten. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es gegenüber der APA heute, man habe dazu noch keine Position.

Für Griechenland wäre ein EU-Impfpass vor allem deshalb sinnvoll, weil in diesem Jahr wieder mehr Touristinnen und Touristen ins Land kommen sollen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 war der wichtige Wirtschaftszweig wegen CoV laut griechischem Tourismusinstitut Insete stark eingebrochen. So seien rund fünf Millionen internationale Flugankünfte verzeichnet worden – gegenüber 18,8 Millionen Ankünften im Vorjahreszeitraum ein Rückgang von 73,4 Prozent.

Für Athen gilt es dabei, mehr Touristinnen und Touristen, aber damit nicht auch mehr CoV-Infizierte ins Land zu holen. Griechenland hat die Lage bisher durch strenge Maßnahmen vergleichsweise gut im Griff – das Land mit seinen elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern verzeichnet aktuell täglich nur um die 500 Neuinfektionen. Dennoch war der notleidende Gesundheitssektor zeitweise bereits stark unter Druck geraten.