WIFO: Heimischer Agrarsektor am stärksten von Brexit betroffen

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat die Auswirkungen des Brexit-Abkommens vom Dezember 2020 auf Österreich analysiert und heute veröffentlicht. Das Fazit: Das Freihandelsabkommen dämpft die negativen bilateralen Handelseffekte, kompensiert sie jedoch nicht vollständig. Die größten negativen Handelseffekte zeigen sich für den Agrarsektor sowie in der für den bilateralen Handel wichtigen Kfz-Branche.

Mit dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs verlasse ein Nettoimporteur landwirtschaftlicher Güter den Binnenmarkt. Das führe zu einem stärkeren Wettbewerb für die österreichischen Agrarunternehmen. „So reduzieren sich durch das Nachfolgeabkommen die britischen Exporte von Agrargütern nach Österreich um rund 46 Prozent.“

Rückgang der Exporte

Im Gegenzug müsse die österreichische Agrargüterbranche mit einem Rückgang der Exporte in das Vereinigte Königreich von rund 23 Prozent rechnen, heißt es weiter. Und: „Gleichzeitig steigt durch das Ausscheiden eines Nettoimporteurs von Nahrungsmitteln der Wettbewerb im EU-Agrarsektor mit zusätzlichen negativen Effekten für den Export österreichischer Agrarprodukte in den Binnenmarkt“, heißt es in der Studie der Wiener Wirtschaftsforscher.

In der Sachgütererzeugung sind in allen Branchen die negativen Exporteffekte für das Vereinigte Königreich stärker ausgeprägt als für Österreich. Die einzige Ausnahme bildet der „Sonstige Fahrzeugbau“, in dem mit einem negativen Exporteffekt von 10,5 Prozent für Österreich und 10,6 Prozent für das Vereinigte Königreich ähnlich große Handelseffekte berechnet werden, so die Autoren.

Schramböck für „weitere gute Beziehung“

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) erklärte heute bezugnehmend auf die WIFO-Studie, das Handelsabkommen federe schwere Folgen für die österreichische Wirtschaft ab. „Im Vergleich zu einem No-Deal-Szenario halbiert das Abkommen die negativen Handelseffekte des Brexit nahezu. Das Vereinigte Königreich ist und bleibt ein wichtiger Partner für uns in Europa. Daher ist das Abkommen eine wichtige Grundlage für eine weitere gute wirtschaftliche Beziehung“, so die Ministerin.