Skiurlaub: Polens Ex-Vizeregierungschefin unter Druck

Nach der Teilnahme ihrer drei Söhne an einem Skitraining während des Lockdowns ist Polens frühere Vizeregierungschefin Jadwiga Emilewicz unter Druck geraten. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sei nicht auszuschließen, dass die Politikerin ihr Mandat als Abgeordnete ruhen lassen müsse, sagte Fraktionschef Ryszard Terlecki von der nationalkonservativen Regierungspartei PiS heute laut Agentur PAP.

Am Mittwoch hatte der Fernsehsender TVN24 Aufnahmen veröffentlicht, die die drei Kinder von Emilewicz Anfang Jänner bei einem Skitraining im südpolnischen Wintersportort Suche in der Tatra zeigten. Auch die frühere Vizeregierungschefin war mit Helm und Skibekleidung zu sehen. Ähnlich wie in Deutschland sind die Skigebiete in Polen derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen. Ausnahmen gelten nur für Leistungssportler, die sich auf Wettkämpfe vorbereiten.

Lizenz erst nach Training beantragt

Emilewicz hatte erklärt, ihre Söhne seien Mitglieder eines Warschauer Skiclubs und als Leistungssportler beim Skiverband PZN registriert. Nun räumte ein Sprecher des Skiverbandes gegenüber TVN24 jedoch ein, dass die Lizenzen für die Kinder der Politikerin erst am 7. Jänner beantragt und am selben Tag ausgestellt wurden – nach dem Ende des Skitrainings.

Der Fall sorgt in der polnischen Öffentlichkeit für großen Unmut. Die Regierung hatte vor Weihnachten für die Zeit vom 28. Dezember bis zum 17. Jänner die Restriktionen verschärft, die Skigebiete geschlossen und landesweit einheitliche Winterschulferien angeordnet. Während viele Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder beschäftigen sollen, klagt die Touristikbranche in den Wintersportorten über den Verdienstausfall und hat bereits an die Regierung appelliert, die Coronavirus-Beschränkungen zu lockern.

Präsidententochter nicht mehr Beraterin

Auch Polens Präsident Andrzej Duda steht derzeit in der Kritik – und musste einlenken: Er wird seine Tochter Kinga künftig nicht mehr als ehrenamtliche Beraterin beschäftigen. Die Entscheidung habe mit einer „neuen Etappe im Berufsleben“ der 25-jährigen Juristin zu tun, sagte der Sprecher des Präsidialamtes der Nachrichtenagentur PAP. Im September war bekanntgeworden, dass Kinga Duda einen Beraterposten innehat.

Daraufhin wurde sie als „polnische Ivanka Trump“ bezeichnet – in Anspielung auf die Tochter des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump, die ihren Vater ebenfalls berät. Duda hatte damals auf Twitter betont, seine Tochter bekomme für die Tätigkeit kein Gehalt. Die Beschäftigung stieß trotzdem auf viel Kritik.