Ein leerer Turnsaal
ORF.at/Wolfgang Rieder
Weiter im Lockdown

Große Herausforderungen für Schulbetrieb

Die Schulen werden erst nach den Ferien im Februar wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren – und zwar im Schichtbetrieb. Davor stehen noch die Semesterzeugnisse an, bei denen heuer laut ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann „Milde“ walten solle. Lehrervertreter wünschen sich klarere Richtlinien und fordern zugleich eine Begrenzung des Betreuungsangebots. Bei den Eltern herrscht wenig Verständnis für diesen Vorstoß.

Statt wie vorige Woche angekündigt am 25. Jänner wird der Unterricht in den Schulen erst nach den Semesterferien aufgenommen – im Schichtbetrieb und mit zusätzlichen Maßnahmen wie wöchentlichen Tests. In Wien und Niederösterreich ist das am 8. Februar, in den restlichen Ländern am 15. Februar. Die Steiermark und Oberösterreich verlegen dafür die Semesterferien um eine Woche vor.

Unverändert bleibt der Semesterabschluss: Die Schüler sollen Schulnachrichten, also die Semesterzeugnisse, erhalten. Faßmann appellierte dabei an die Lehrer: „Derzeit ist nicht die Zeit der Härte, sondern die Zeit der Milde.“ Das gelte auch für die Übertritte etwa nach der Volksschule, die anhand der Noten in der Schulnachricht erfolgt. Diese solle „mit Toleranz gelesen“ werden.

Lehrer wünschen sich Richtlinie zur Benotung

Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) forderte am Sonntag eine Richtlinie des Bildungsministeriums, unter welchen Gesichtspunkten und nach welchen Schwerpunkten die Leistungsbeurteilung in einer Situation ohne Präsenzunterricht stattfinden soll. Dabei geht Kimberger jedenfalls fix davon aus, dass die Schulnachrichten rechtzeitig vor Beginn der einwöchigen Semesterferien (in Wien und Niederösterreich ab 1. Februar, in allen anderen Bundesländern diesmal einheitlich ab 8. Februar) überreicht werden. Immerhin hätten die Schüler auch im Fernunterricht Leistungen erbracht.

Faßmann: Rückkehr in Schulen am 8. und 15. Februar

Bildungsminister Heinz Faßmann sieht die Schulen gut auf eine Rückkehr zum Präsenzunterricht vorbereitet. Die Schüler in Wien und Niederösterreich sollen ab 8. Februar in die Klassen zurückkehren, die Kinder im Rest Österreichs am 15. Februar.

Eltern: „Notengebung im Sinne der Schüler“

Die Sprecherin des Dachverbands der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen, Evelyn Kometter, fordert in diesem Zusammenhang, vor allem in den Abschlussklassen von Volks- und Mittelschulen sowie in den vierten Klassen AHS auf eine „Notengebung im Sinne der Schüler“ zu achten.

Auch die Vorsitzende der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV), Elisabeth Rosenberger, pochte gegenüber der APA auf „Augenmaß“ der Lehrer, vor allem bei den Übertrittszeugnissen. „Man sollte sie als das sehen, was sie sind: Corona-Zeugnisse.“ Sie sieht auch noch Bedarf nach weiteren Erleichterungen bei den abschließenden Prüfungen wie der Matura, immerhin hätten manche Oberstufenschüler seit Mitte Oktober keinen Präsenzunterricht mehr bekommen. Umso wichtiger sei es, dass die Schulen nun intensiv die Möglichkeit nutzen, Gruppen von Schülern in die Klassen zu holen.

Zusätzlich appellierte Rosenberger an die Lehrer, Eltern frühzeitig Rückmeldung zu geben, wenn die Leistung im Distance-Learning nicht passt. Hier gebe es regelrechte Dramen, wenn eine Woche vor dem Zeugnis unerwartet die Frühwarnung eintrudle. Zusätzlicher Druck wird hier für die Schülerinnen und Schüler in den Bundesländern mit vorverlegten Semesterferien befürchtet. Auch müssen die Eltern dort ihre Zeit- und Urlaubsplanung ändern, was zu Problemen mit den Arbeitgebern führen könnte. Aus den betroffenen Ländern heißt es, man plane ein Betreuungsangebot.

Grafik zum Fernunterricht
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Lehrer wollen Betreuungsangebot einschränken

Unverändert wird an den Schulen für die Zeit des Distance-Learning Betreuung für jene Kinder bis 14 Jahre angeboten, deren Eltern Bedarf anmelden. Faßmann erklärte, er ersuche die Eltern aber, tatsächlich nur dann ihre Kinder in die Schule zu schicken, wenn das auch wirklich nötig sei, so Faßmann. Ansonsten würden die Anstrengungen zur Pandemiebekämpfung konterkariert.

Lehrervertreter Kimberger verwies gegenüber der APA auf eine jetzt schon sehr hohe Betreuungsquote in manchen Standorten. Im Internet würden Aufrufe kursieren, die Verlängerung des Fernunterrichts zu boykottieren, er fordere eine Begrenzung des Betreuungsangebots an Schulen auf Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen.

Noch kein genauer Plan für Schichtbetrieb

Wie der Schichtbetrieb nach den Semesterferien aussehen soll, wird laut Faßmann noch geklärt. Grundsätzlich spreche viel für ein 1:1-Modell mit einem Tag Schule gefolgt von einem Tag für Hausübungen für die erste Gruppe und umgekehrt für die zweite Gruppe. Inwieweit auch an den Schulen eine FFP2-Maske getragen werden muss, müsse noch geklärt werden, betonte der Minister. Vorerst festgehalten wird an den Maturaterminen.

Zur Abfederung der langen Zeit des Distance-Learning verwies Faßmann erneut auf ein geplantes Förderpaket. Dieses soll nun rund 200 Mio. Euro umfassen und sofort nach der Rückkehr an die Schulen starten. Im Schnitt sollen dafür pro Klasse zwei zusätzliche Wochenstunden zur Verfügung stehen, die vor allem schwächeren Schülern zugutekommen sollen. In welchen Fächern und in welcher Form diese Förderung organisiert wird, entscheiden die Schulen. Das könne entweder zusätzlicher Unterricht am Nachmittag sein oder auch eine Klassenteilung in manchen Fächern. Ein besonderer Schwerpunkt werde auch auf außerordentliche Schüler gelegt – also jene, die in Deutschförderklassen oder Deutschförderkursen gehen.

SPÖ rüttelt an Sommerferien, FPÖ will Schulen aufsperren

Die SPÖ fordert, zum Ausgleich für den Entfall des Präsenzunterrichts auch über Unterricht im Sommer nachzudenken. „Zum Aufholen für alle SchülerInnen soll daher auch der Juli genutzt werden“, so Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid in einer Aussendung. „Diese Möglichkeit darf kein Tabu mehr sein und muss mit den Schulpartnern geklärt werden.“ Auch den Maturastart am 19. Mai hält sie für „kaum haltbar“. Die FPÖ will die Schulen bereits am Montag wieder öffnen – „und zwar für den Unterricht und nicht bloß als Betreuungseinrichtung“, so Bildungssprecher Hermann Brückl.