Schwere Ausschreitungen in mehreren Städten Tunesiens

In mehreren tunesischen Städten ist es gestern Abend zu schweren Ausschreitungen gekommen. In Tunis lieferten mehrere hundert Jugendliche der Polizei Straßenschlachten. Sie warfen Steine und Benzinbomben.

Schwere Ausschreitungen in Tunesien

In mehreren tunesischen Städten ist es gestern Abend zu schweren Ausschreitungen gekommen. In Tunis lieferten mehrere hundert Jugendliche der Polizei Straßenschlachten. Sie warfen Steine und Benzinbomben.

Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Einwohnerinnen und Einwohner der Städte Kasserine, Monastir, Gafsa und Sousse berichteten von ähnlichen Zusammenstößen. Bereits tags davor hatte es Proteste gegeben, 632 Menschen wurden dabei festgenommen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International rief in London zur Mäßigung auf und verwies auf Videos, auf denen Polizisten auf festgenommene Demonstrantinnen und Demonstranten einschlagen. Amnesty forderte zudem die Freilassung des gestern inhaftierten Bürgerrechtlers Hamza Nassri Jeridi.

Zehnter Jahrestag der Flucht von Langzeitherrscher Ben Ali

Die Proteste fallen auf den zehnten Jahrestag der Flucht des Langzeitherrschers Zine al-Abidine Ben Ali am 14. Jänner 2011, der mehr als 20 Jahre lang an der Macht war. Tunesien ist seitdem als einzigem Land, das von Aufständen in der arabischen Welt erfasst wurde, der schrittweise Übergang zur Demokratie gelungen.

Demonstranten in Tunis
APA/AFP/Fethi Belaid

Korruption und die schlechte Wirtschaftslage, vor allem eine hohe Arbeitslosenquote – verstärkt durch die Pandemie – plagen das Land aber weiterhin. Das Misstrauen gegen die herrschende Elite und die etablierten politischen Parteien ist groß.