Nawalny in Russland in Haft: Anhänger besorgt

Das Team des russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat sich wegen dessen Haftbedingungen besorgt gezeigt. Nawalny werde in das berüchtigte Gefängnis Matrosenruhe in Moskau gesperrt, schrieb der Chef von Nawalnys Antikorruptionsstiftung, Iwan Schdanow, gestern Abend auf Twitter.

Eine offizielle Bestätigung gibt es bisher nicht. In dem Gefängnis gab es immer wieder rätselhafte Todesfälle – unter anderen starb dort im Jahr 2009 der Anwalt Sergej Magnizki.

Sprecherin: Kontaktaufnahme praktisch unmöglich

Ein Teil der Untersuchungshaftanstalt werde vom Inlandsgeheimdienst FSB kontrolliert, schrieb Schdanow – „ebender FSB, der versucht hat, Nawalny zu vergiften“. Nawalny sitze nun zum ersten Mal in einem richtigen Untersuchungsgefängnis, schrieb seine Sprecherin Kira Jarmysch. Es sei fast unmöglich, dort mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Der 44-Jährige war erst am Sonntag nach Moskau zurückgekehrt. Zuvor war er in Deutschland nach einem Giftanschlag mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe im August im sibirischen Tomsk behandelt worden.

Per Schnellverfahren zu 30 Tagen Haft verurteilt

Zuvor war Nawalny in einem umstrittenen Schnellverfahren mit 30 Tagen Haft belegt worden. Zur Begründung hieß es, Nawalny habe gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafprozess verstoßen. Der russische Oppositionsführer kritisierte das Verfahren als politische Inszenierung mit dem Ziel, ihn zum Schweigen zu bringen. Er rief seine Anhänger zu Protesten auf. Es gab erneut Festnahmen.

Die russische Führung schwieg weitgehend zu dem Verfahren um Nawalny. Außenminister Sergej Lawrow gab in Moskau zwar eine Onlinepressekonferenz, betonte aber, er sei für die rechtliche Seite des Falls in Russland nicht zuständig. Das sei Sache der russischen Sicherheitsorgane. Gleichwohl forderte er Deutschland erneut dazu auf, Beweise für eine Vergiftung Nawalnys vorzulegen.