Der chinesische Milliardär Jack Ma
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Nach fast drei Monaten

Milliardär Jack Ma wieder aufgetaucht

Jack Ma, Chinas bekanntester Milliardär und Gründer des Onlineunternehmens Alibaba, war seit Oktober von der Bildfläche verschwunden. Nun hat er sich erstmals wieder öffentlich gezeigt – mit einer Videobotschaft an hundert Lehrer und Lehrerinnen im ländlichen Raum. Darin kündigte er an, dass er sich künftig noch mehr für karitative Zwecke einsetzen wolle.

Das Video des 56-Jährigen wurde von chinesischen Staatsmedien verbreitet. „Ich habe in diesen Tagen gemeinsam mit meinen Kollegen gelernt und nachgedacht. Wir sind nun noch entschlossener, uns Bildung und Wohltätigkeit zu widmen“, wurde Ma in seiner Ansprache anlässlich einer jährlichen Veranstaltung seiner Stiftung zitiert. Unklar bleibt aber, wo sich Ma derzeit aufhält.

Alibaba bestätigte, dass Ma an dieser Veranstaltung teilnahm. Die Aktien des in Hongkong gelisteten Unternehmens stiegen nach den Berichten über Mas Auftritt um bis zu zehn Prozent. Der Kurs schloss schließlich 8,5 Prozent im Plus. „Wir sollten sein Wiederauftauchen in der Öffentlichkeit diesmal nicht überinterpretieren“, sagte Xie Pu, Gründer der chinesischen Tech-Website Techie Crab. „Alibaba hat immer noch eine gute Governance-Struktur – es gibt Partner und einen Aufsichtsrat.“

Nach Kritik an Behörden verschwunden

Zuletzt war Ma mit seinem geschätzten Vermögen von umgerechnet 48 Mrd. Euro Ende Oktober auf einem Kongress in Schanghai auf der Bühne gestanden und hatte Kritik an den verkrusteten Strukturen des chinesischen Finanzsystems und den chinesischen Regulatoren geübt. Ma warf den Banken des Landes eine „Pfandhausmentalität“ vor. „Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften“, wurde Ma zitiert. Die Zukunft dürfe nicht „mit Methoden von gestern“ reguliert werden, so Ma weiter. Seit diesem Auftritt war er verschwunden.

Ende vergangenen Jahres begannen die Spekulationen über den Verbleib Mas. Hinweise zu seiner Person gab es trotz zahlreicher Medienberichte seither nicht. Auch Alibaba reagierte nicht auf Anfragen zu seinem Gründer. Beobachter hielten es nicht für realistisch, dass Ma von den chinesischen Sicherheitsbehörden festgehalten wurde. Als wahrscheinlicher galt, dass dem Milliardär geraten worden war, sich einmal aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Jack Ma
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Bei seinem letzten Auftritt Ende Oktober kritisierte Ma die chinesischen Regulatoren

So berichtete der US-Sender CNBC unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertrauten Person, dass sich Ma „vorerst zurückgezogen“ habe. „Er hat seine Tür verschlossen und denkt über seine Fehler nach“, sagte auch der unabhängige Schanghaier Wirtschaftsforscher Liu Shengjun, berichtete kürzlich die dpa. Noch vor dem Wiedererscheinen Mas rechnete Shengjun mit schweren Monaten für Alibaba. Peking wolle grundsätzlich gegen die immer größere Macht und die monopolistischen Geschäftspraktiken der chinesischen Internetgiganten vorgehen. Das sei ein „Wendepunkt“ für die Branche.

Börsengang der Alibaba-Tochter gestoppt

Die chinesische Regierung ließ gegenüber Ma bereits die Muskeln spielen. Anfang November stoppten die Behörden den geplanten Börsengang der Alibaba-Finanztochter Ant Group mit Verweis auf neue Regeln. Es hätte der größte Börsengang aller Zeiten werden sollen. Nach großem Druck der Behörden prüft der chinesische Finanzkonzern Ant Insidern zufolge einen Konzernumbau.

Der Großteil des Onlinefinanzierungsgeschäfts solle in eine Holding eingebracht werden, die wie eine traditionelle Finanzfirma reguliert würde, sagten kürzlich zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Auch an anderer Front geriet Alibaba ins Kreuzfeuer: Wegen möglicher Monopolvergehen wird der Konzern nun von der chinesischen Kartellbehörde untersucht.