Kreml: Berichte über Riesenpalast Putins „Unsinn“

Der Kreml hat die neuen Recherchen des Oppositionellen Alexej Nawalny zu einem Riesenpalast des russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Unsinn“ bezeichnet. Weder der Präsident noch der Kreml hätten etwas damit zu tun, sagte heute Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

Ein von Nawalny und seiner Antikorruptionsorganisation produziertes Video mit dem Titel „Ein Palast für Putin. Die Geschichte der größten Bestechung“ hatte am Tag nach der Veröffentlichung rund 22 Millionen Aufrufe bei YouTube.

Der Putin-Gegner Nawalny zeichnet in dem knapp zweistündigen Film anhand von Dokumenten die verschleierten Besitzverhältnisse des größten Privatanwesens in Russland nach. Der Palast mit mehr als 17.500 Quadratmeter Fläche liegt direkt an der Schwarzmeer-Küste nahe der Stadt Gelendschik. Den Recherchen zufolge waren zeitweise „kleine Beamte“ aus der Präsidialverwaltung als Eigentümer eingetragen. Offiziell hat sich bisher niemand als Besitzer zu erkennen gegeben.

Das Anwesen hatte bereits 2011 für Schlagzeilen gesorgt, als erstmals darüber berichtet wurde. Die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ hatte damals Dokumente zum Palast mit der Unterschrift eines hohen Staatsbeamten veröffentlicht. Außerdem hatte Ruleaks, die russische Version des Internetportals WikiLeaks, über die luxuriösen Anwesen von hohen Staatsbeamten teils mit Bildern berichtet.

Film: Fast 40-mal so groß wie Monaco

Das Grundstück mit dem Palast im italienischen Design sei fast 40-mal so groß wie Monaco, heißt es. Die Kosten sollen bei rund 100 Milliarden Rubel (1,3 Mrd. Euro) liegen. In dem Video ist zu sehen, dass zur Anlage unter anderem auch ein Hubschrauberlandeplatz, eine Kirche, eine unterirdische Eisarena und eine Orangerie gehören. Im Palast gebe es auch ein Theater, Saunen und eine Waffenkammer mit Kalaschnikow-Sturmgewehren.

Nach Darstellung Nawalnys, der den Film vor seiner Festnahme teils in Deutschland produziert hatte, handelt es sich um den größten Korruptionsskandal der russischen Geschichte. Für den Bau seien Dutzende Hektar Wald gerodet sowie die einzigartige Küstenlandschaft zerstört worden, sagte der Umweltschützer Dmitri Schewtschenko im Internetkanal Doschd. Ein solcher Landraub samt schweren Eingriffen in die Natur sei nur mit Hilfe staatlicher Stellen möglich, sagte er.

Der Regierungsgegner Nawalny war am Sonntag nach seiner Rückkehr in Moskau festgenommen worden. Er hatte sich zuvor fünf Monate lang in Deutschland von einem Anschlag mit einem als Chemiewaffe verbotenen Nervengift der Nowitschok-Gruppe erholt. Nawalny sieht ein „Killerkommando“ des Inlandsgeheimdienstes FSB unter Putins Befehl hinter dem Attentat vom 20. August. Putin und der FSB weisen die Anschuldigungen zurück.