Bild zeigt Skifahrer auf einer Skipiste
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CoV-Cluster

Ein Skilehrerkurs, 76 Fälle und offene Fragen

Ein im Salzburger Pongau abgehaltener Skilehrerkurs sorgt mit mittlerweile über 70 Infektionsfällen als Coronavirus-Hotspot weiter für Schlagzeilen. Dazu kommen Berichte über partyfeierende und skifahrende „Arbeitssuchende“ im Tiroler St. Anton und die Debatte über mögliche Verstöße und Grauzonen bei den CoV-Bestimmungen.

Was den am Donnerstag bekanntgewordenen CoV-Cluster bei einem Skilehrerkurs in Flachau betrifft, ist die Zahl der Infizierten nach einem neuerlichen, bei Kursteilnehmern, Ausbildnern und Personal durchgeführten PCR-Test um 26 Fälle gestiegen. In Summe sind es damit nun 76 positive CoV-Fälle.

Alle Teilnehmer der Skilehrerausbildung befinden sich in Quarantäne, egal ob infiziert oder nicht. Sie dürfen ihr Quartier vorerst nicht verlassen. Einen Hinweis auf die britische Mutation des Virus gab es bisher nicht – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Alle Skilehrerkurse in Salzburg abgesagt

In direkter Folge wurden in Salzburg Ende vergangener Woche bis auf Weiteres alle Skilehrerkurse abgesagt. Nach Angaben des Landes Salzburg habe man sich mit dem Salzburger Verband der Berufsski- und Snowboardlehrer (SBSSV) darauf geeinigt, dass unter den derzeitigen Rahmenbedingungen vorerst keine Skilehrerkurse stattfinden.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) begrüßte am Freitag die „sehr schnelle“ Reaktion Salzburgs. Bei der Salzburger Entscheidung handle es sich aber um „freiwillige Übereinkommen“. Der Hintergrund: Da es sich bei Skilehrerkursen um eine Berufsausbildung handelt, dürfen diese an sich auch im Coronavirus-Lockdown stattfinden. Geregelt ist das im Bundesgesetz, zuständig ist das Gesundheitsministerium.

Erinnerung an Fall in Jochberg

Zuletzt sorgte auch ein privater Vorbereitungskurs für Skilehrer im Tiroler Jocherberg für Debatten. Nach Auffälligkeiten bei Abstrichproben von 17 positiven CoV-Fällen hatte sich Mitte Jänner der Verdacht bestätigt, dass es sich um die Virusmutation B.1.1.7 handelt.

Mittlerweile sind die betroffenen britischen Staatsbürger nicht mehr in Quarantäne, wie der Leiter des Tiroler Coronavirus-Einsatzstabes, Elmar Rizzoli, am Freitag laut APA mitteilte. Sie hielten sich allerdings nach wie vor in Jochberg auf. „Und sie sind auch rechtmäßig hier“, wie es dazu weiter hieß. Schließlich hätten Befragungen der Behörden auch ergeben, dass die Betroffenen im Gegensatz zu den Darstellungen in britischen Medien in Jochberg keine Dauerpartys gefeiert hätten.

Berichte über partyfeierende Touristen in St. Anton

Das Thema Party in Lockdown-Zeiten sorgt in Tirol dennoch weiter für Debatten. Für Aufsehen sorgten zuletzt Berichte über „unter dem Deckmantel der Arbeitssuche“ nach St. Anton gereiste Skiurlauber. Trotz des Lockdowns würden auch Partys gefeiert, hieß es dazu gegenüber dem Landesstudio Tirol. Offenbar kursieren Tipps im Internet, wie man Verbote umgeht und unbehelligt in St. Anton bleiben kann. Jetzt könnte die Gesetzeslücke geschlossen werden.

„Zweitwohnsitz-Schmäh“ in St. Anton

Der Bürgermeister von St. Anton ist verärgert über junge Skitouristen aus Großbritannien und Skandinavien. Diese feierten im Tiroler Skimekka offenbar ungeachtet des Lockdowns Partys – und quartierten sich mit dem „Zweitwohnsitz-Schmäh“ in der Arlberg-Gemeinde ein.

Von der Tiroler Landesregierung hieß es zu den Vorgängen in St. Anton: „Es kann nicht sein, dass sich Personen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen wie etwa der Arbeitssuche in unserem Land aufhalten, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht.“ Das Land sei deshalb schon vergangene Woche an den Bund herangetreten, damit die aktuelle Verordnung verschärft werde. Gerade der Aufenthalt aus beruflichen Gründen müsse glaubhaft gemacht werden – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Die Exekutive sehe derzeit keine Handhabe, „da prinzipiell Niederlassungsfreiheit besteht und die bei Einreise vorgeschriebene Quarantäne von den Neuankömmlingen eingehalten wird“, hieß es im „Kurier“. Der Zeitung zufolge erwäge das Gesundheitsministerium nun aber eine „Präzisierung“ der Einreiseverordnung.

„Beim Skifahren steckt sich niemand an“

Gegenüber tirol.ORF.at sprach Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) davon, dass die Stimmung in der Bevölkerung kippe. Er sehe ein zunehmendes Unverständnis seitens der Bevölkerung, was eine weitere Verschärfung der Maßnahmen betrifft.

Ein klares Nein erteilte Platter einer immer wieder im Raum stehenden Schließung der Skigebiete. Es gebe keine Hinweise auf Clusterbildung, die auf das Skifahren zurückzuführen seien. Beim Skifahren stecke sich niemand an, sonst hätte Tirol im Österreich-Vergleich nicht so eine geringe Inzidenzzahl – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Auch belgische Soldaten in Tirol

Um Aufklärung bemüht ist indes auch das Bundesheer in Zusammenhang mit einem am Dienstag bekanntgewordenen Ausbildungseinsatz des belgischen Militärs in Tirol. Die Ausbildung der belgischen Spezialeinheit gehe nach Angaben von Ministeriumssprecher Michael Bauer unter CoV-Schutzbestimmungen vonstatten, die auf Wunsch der belgischen Kollegen sogar über jene des heimischen Bundesheeres hinausgehen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

„Keine Kleinigkeit“

Kritik am Krisenmanagement kommt indes vonseiten der SPÖ. Geht es nach SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch seien „Corona-Cluster mit gefährlichen Virusmutationen, illegale Dauerpartys, Partytouristen, die gar nicht im Land sein dürften, und als Jobsuchende getarnte Skitouristen, die der Pistengaudi frönen“ keine Kleinigkeit,
sondern Grund, rasch zu handeln.

Der Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete Hermann Gahr sah in Deutschs Aussagen indes einen „unrühmlichen Höhepunkt“ im „Tirol-Bashing“. Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer kritisierte in diesem Zusammenhang schließlich, dass „jede Kritik an den massiven Versäumnissen der schwarz-grünen Landesregierung pauschal als ‚Tirol-Bashing‘“ abgetan werde.