Indien: Hohe Sicherheitspräsenz nach Bauernprotesten

Am Tag nach teils gewaltsamen Bauernprotesten in Indien gab es in der Hauptstadt Neu-Delhi eine hohe Präsenz von Sicherheitskräften. Einige Bauernvertreter verurteilten heute die Gewalt, sagten, sie stamme von Außenseitern, und betonten, dass sie den Protest weiterführen wollten. Mindestens 200 Demonstrierende seien festgenommen worden, sagte die Polizei.

Am Vortag, dem indischen Nationalfeiertag Tag der Republik, demonstrierten Zehntausende Bauern mit ihren Traktoren gegen Gesetze zur Deregulierung der Landwirtschaft. Etliche verließen die von der Polizei genehmigten Protestrouten, durchbrachen Barrikaden und stürmten das historische Rote Fort in Neu-Delhi. Dort hissten sie Fahnen des Bauernverbandes. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. Mindestens ein Demonstrant starb, und mehr als 300 Polizisten wurden nach Polizeiangaben verletzt. In Teilen Neu-Delhis sei das Internet zeitweise unterbrochen worden, um weitere Gewalt zu verringern, berichteten örtliche Medien.

Proteste seit November

Seit November kampieren Zehntausende Bauern rund um die Hauptstadt und fordern bisher generell friedlich kontroverse Marktliberalisierungsgesetze aufzuheben. In Indien wurde Getreide bisher in staatlich organisierten Großmärkten zu garantierten Mindestpreisen gehandelt. Nach der Reform sollen die Bauern ihre Ware auch direkt an Privatfirmen verkaufen können.

Die Regierung argumentiert, dass die Erzeuger auf dem freien Markt höhere Gewinne erzielen könnten und die Reform die Landwirtschaft modernisiere. Die Bauern hingegen befürchten einen Preisverfall, weil sie in Verhandlungen mit den Agrarkonzernen in einer schlechten Position wären.

Die Landwirtschaft trägt rund 15 Prozent zur indischen Wirtschaftsleistung bei und ist Lebensgrundlage für rund 60 Prozent der mehr als 1,3 Milliarden Einwohner und Einwohnerinnen des Landes. Viele Bauern in Indien haben Geldsorgen. Gespräche zwischen Bauern- und Regierungsvertretern führten bisher nicht zu einer Einigung.