Einkaufswagen vor einer Merkur-Filiale
ORF.at/Lukas Krummholz
Marktbereinigung

REWE stampft Marke Merkur ein

Große Umwälzung auf dem heimischen Supermarktmarkt: Der deutsche REWE-Konzern, der bisher mit Merkur, Billa, ADEG und Penny eine Mehrfachstrategie gefahren ist, stampft nun die etablierte Marke Merkur ein. Die Filialen werden in Billa Plus umbenannt. Der Hintergrund ist die besondere Schlacht um Marktanteile, die mit Rabatten und enormer Filialdichte in kaum einem anderen Land so hart geführt wird.

Die Weichen dafür wurden bereits im Sommer 2020 gestellt, allerdings hatte damals der Konzern noch dementiert, Merkur aufgeben zu wollen. Beschlossen wurde eine gemeinsame Verwaltungseinheit namens BMÖ. Rund 200 Beschäftigte wurden bis Ende 2020 in der Zentrale in Wiener Neudorf abgebaut. Dafür gab es einen Sozialplan.

Mit der Bündelung der zentralen Verwaltungseinheiten von Billa und Merkur wollte REWE-Österreich-Chef Marcel Haraszti die Kosten in der Verwaltung um bis zu zwölf Prozent reduzieren. Die Zahl der Vorstände wurde von sieben auf fünf reduziert.

„Leistungsspektrum bleibt erhalten“

Nun heißt es, Merkur wird beginnend mit April von der heimischen Handelslandschaft verschwinden und künftig unter dem Namen Billa Plus firmieren. Doppelgleisigkeiten zwischen Billa und Merkur sorgten für hohe Kosten, die Zusammenführung spare dem REWE-Konzern einen zweistelligen Millionenbetrag, sagte Haraszti.

Visualisierung einer BILLA Plus Filliale
APA/REWE GROUP/Robert Harson
Aus Merkur wird Billa Plus

„Das ‚Merkur-Erlebnis’ bleibt, nur der Name ändert sich“, sagte Haraszti am Donnerstag bei einem Pressegespräch dazu auf Nachfrage. Ab April werden Logos, Außenfassaden, Sackerln sowie Arbeitskleidung umgebrandet. „Uns ist bewusst, dass es viele Merkur-Fans gibt. Das Leistungsspektrum bleibt aber erhalten“, sagte auch Elke Wilgmann, Vorstand BMÖ Consumer. Die für Merkur typische Auswahl, das Service und die großen Flächen blieben erhalten.

Weitere Arbeitsplätze, etwa in den Filialen, sollen nicht mehr abgebaut werden. Was dort eingespart wurde, soll in die Märkte fließen. In den nächsten Jahren sollen 100 neue Filialen aufmachen.

Heuer von Spar überholt

Die erste Merkur-Filiale wurde 1969 in Wien eröffnet, mittlerweile sind es österreichweit rund 140 – mit knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Merkur war in den vergangenen Jahrzehnten als Großsupermarkt und quasi als Premiummarke positioniert worden, nahm in den vergangenen Jahren aber auch mehr und mehr Produkte als Eigenmarken ins Sortiment auf.

Vor allem machen REWE die Doppelstrukturen beim Marketing und Einkauf zu schaffen – in einer seit Jahren angespannten Marktsituation: Bisher Marktführer, musste sich REWE im Sommer erstmals mit Platz zwei hinter Spar begnügen. Haraszti dementierte, dass der Verlust von Platz eins einer der Gründe für die Neuaufstellung ist: „Mir bereiten unzufriedene Kunden mehr Kopfzerbrechen als Marktanteile“, so Haraszti.

Markenwechsel: Merkur wird zu Billa Plus

Ab April soll die Lebensmittelkette Merkur zu Billa Plus umbenannt werden. Merkur und Billa gehören zum deutschen REWE-Konzern, durch die Zusammenlegung soll ein zweistelliger Millionenbetrag gespart werden.

Teure Rabattschlacht

REWE und Spar liefern einander seit Jahren ein hartes Rennen um Platz eins. Druck bekommen die Branchenriesen vor allem durch die Diskonter, die schon vor Jahren ihr Schmuddelimage losgeworden sind. REWE, Spar und Hofer kontrollieren damit weit über 80 Prozent des Marktes – eine derart hohe Marktkonzentration gibt es laut dem Marktforschungsunternehmen Regiodata gerade einmal in Skandinavien.

Absolute Spitze ist Österreich bei der Filialdichte, nirgendwo gibt es derart viele Supermärkte auf die Einwohnerzahl hochgerechnet. Das dichte Netz befeuert die Rabattschlacht: Kundinnen und Kunden können sich aufgrund der örtlichen Nähe häufig aussuchen, bei welcher Kette sie einkaufen. Ebendiese Rabattschlacht mit Sonderageboten, aber auch mit Aktionen wie den 25-Prozent-Klebern wird kaum in einem anderen Land dermaßen hart geführt.

Mehr Umsatz 2020

In der Vergangenheit seien die Aktionen immer undurchsichtiger geworden, so Haraszti am Donnerstag. Die Aktionspolitik soll einfacher, klarer und kundenfreundlicher werden, die Eigenmarken attraktiver, heißt es jetzt. So wird es künftig zum Beispiel nicht mehr Milch und Reis unter der Billa- und der Merkur-Eigenmarke geben. REWE hatte allerdings bereits mehrmals angekündigt, hier auf die Bremse steigen zu wollen – auch als 2019 mit dem „jö Bonus Club“ ein neues Kundenbindungsprogramm eingeführt wurde.

Dabei lief das Coronavirus-Jahr für REWE eigentlich sehr gut. „Es ist kein Geheimnis, dass wir profitiert haben“, sagte Haraszti. REWE Österreich sei beim Umsatz um sechs Prozent gewachsen. Mehr Umsatz heiße aber nicht mehr Ertrag, räumte der REWE-Manager ein. Investitionen in Sicherheit, Hygiene und Prämien hätten auch hohe Kosten verursacht.