„Goldene Pässe“: Druck auf Zyperns Präsidenten steigt

Der zypriotische Präsident Nikos Anastasiades steht im Verdacht, tiefer in einen Skandal um „Goldene Reisepässe“ verstrickt zu sein als angenommen. „Goldene Reisepässe“ ist eine Umschreibung für die Vergabe von Staatsbürgerschaften eines EU-Landes gegen Geld. Seit heute Früh wird das Staatsoberhaupt von einem eigens gebildeten Ausschuss befragt.

Konkret geht es um zwei Reisen auf die Seychellen, die Anastasiades mit seiner Familie auf Einladung eines saudi-arabischen Prinzen unternommen haben soll. Der Prinz und 41 seiner Familienmitglieder hatten zuvor „Goldene Pässe“ erhalten, berichteten zypriotische Medien. Zudem soll Anastasiades’ Rechtsanwaltskanzlei verwickelt sein, die mittlerweile von seinen Töchtern geführt wird.

Politik und Kirche in Skandal involviert

Die Vorwürfe sind der bisherige Höhepunkt eines handfesten Korruptionsskandals, der die Mittelmeer-Insel seit Monaten fest im Griff hat. In die Vergabe zypriotischer Staatsbürgerschaften gegen Geld sind weitere hochrangige Politikerinnen und Politiker und selbst die Kirche involviert.

Die EU-Kommission leitete wegen der umstrittenen Praxis im Oktober ein Vertragsverletzungsverfahren sowohl gegen Zypern als auch gegen Malta ein – denn mit einem zypriotischen oder maltesischen „Goldenen Pass“ haben die Betreffenden alle Rechte eines EU-Bürgers.