Geröll- und Schlammmassen nach dem Abbruch eines Himalaya-Gletschers in Nordindien
Reuters/Reuters TV
Gletscherbruch in Nordindien

Mehrere Tote, bis zu 200 Vermisste

Im Norden Indiens werden nach einer Sturzflut mindestens 200 Menschen vermisst, mindestens sieben Tote sind bisher geborgen worden. Ein riesiger Gletscher war von einem Berg abgebrochen und in einen Fluss gefallen. Der Unfall ereignete sich nach Angaben von SN Pradhan, dem Vorsitzenden des indischen Katastrophenschutzes, am Sonntag in der Gegend um Joshimath im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand.

Das Wasser des über die Ufer getretenen Dhauliganga-Fluss habe auf seinem Weg durch das Flusstal Brücken und Straßen mitgerissen, vermeldete die örtliche Polizei. Zahlreiche Dörfer in der betroffenen Region seien evakuiert worden. Zu Mittag wurde mit bis zu 150 Toten gerechnet. „Die tatsächliche Zahl wurde noch nicht bestätigt“, sagte Om Prakash, ein Regierungsvertreter des Bundesstaates Uttarakhand. Am späten Nachmittag wurden bis zu 200 Vermisste gemeldet.

Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 20 Menschen im Tunnel eines Kraftwerks im Ort Tapovan eingeschlossen. Um zu dem mit Schlamm und Steinen gefüllten Tunnel zu gelangen, mussten die Rettungskräfte an Seilen einen Abhang hinunter klettern.

Geröll- und Schlammmassen nach dem Abbruch eines Himalaya-Gletschers in Nordindien
Reuters/Reuters TV
Geröll- und Schlammmassen nach dem Abbruch eines Himalaya-Gletschers

Menschen sollten Ufernähe meiden

Laut Angaben der Grenzpolizei soll es sich bei einem Gros der Vermissten um Arbeiter der Elektrizitätswerke Rishiganga und Dhauliganga handeln. 50 Arbeiter befanden sich den Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Unglücks im Rishiganga-Kraftwerk. „Wir haben keine Informationen über sie“, teilte der Polizeichef mit. Hunderte Soldaten mit Militärhubschraubern seien in die Region entsandt worden.

Manche Arbeiter konnten inzwischen aber gerettet werden. Weitere Dämme wurden evakuiert. Der Pegel in den Flüssen Rishiganga und Alakananda steige, sagte der indische Innenminister Amit Shah. Behördenangaben zufolge wurden zwei Staubecken geleert, um zu verhindern, dass das Hochwasser über den Ganges auch die Städte Rishikesh und Haridwar erreicht. Dort wurde den Menschen untersagt, sich in Ufernähe des heiligen Flusses zu begeben.

Hilfskräfte nach dem Abbruch eines Himalaya-Gletschers in Nordindien
APA/AFP/Indo Tibetan Border Police
Einsatzkräfte am Unglücksort – unzählige Menschen gelten als vermisst

Berichte über Lawine aus Geröll und Wasser

Zahlreiche Aufnahmen in den Onlinenetzwerken zeigten, wie sich die Wassermassen durch das enge Tal unterhalb des Kraftwerks bewegten und dabei Straßen und Brücken mitrissen. Die meisten der evakuierten Dörfer liegen an den Hängen oberhalb des Dhauliganga-Flusses, der ein Nebenfluss des Ganges ist.

Der Gletscher sei in einen Damm gerauscht und habe eine Lawine aus Geröll und Wasser ausgelöst, die flussabwärts gestürzt sei, berichtete ein Augenzeuge. Einheimische befürchteten, dass Arbeiter an einem nahe gelegenen Wasserkraftprojekt ebenso mitgerissen wurden wie Dorfbewohner, die in der Nähe des Flusses auf der Suche nach Feuerholz waren oder ihr Vieh weideten.

Gletscherbruch in Nordindien

Im Norden Indiens werden nach einer Sturzflut mindestens 150 Menschen vermisst. Ein riesiger Gletscher war zuvor von einem Berg abgebrochen.

Premier Modi: „Stehen zusammen“

Teams des indischen und lokalen Katastrophenschutzes sowie Mitglieder der Grenzpolizei und der Armee sind auf dem Weg in die betroffene Gegend. „Indien steht mit Uttarakhand zusammen, und die Nation betet für die Sicherheit aller“, schrieb Premierminister Narendra Modi bei Twitter.

2013 waren in dem Bundesstaat 1.000 Menschen bei Erdrutschen und Fluten ums Leben gekommen. Tausende Häuser, aber auch Straßen und Stromleitungen wurden damals zerstört.