Aufbau von Impfstoffproduktion „sehr komplex“

Die zuletzt von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angeregte Produktion von Coronavirus-Impfstoffen in Österreich ist nach Angaben aus der Branche kaum kurzfristig umsetzbar. Bis zur Produktion würden vielmehr Monate, wenn nicht Jahre vergehen, zitierte das Ö1-Morgenjournal heute die Präsidentin des österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller, Renee Gallo-Daniel. Der Gedanke sei gut, die Verwirklichung vertrackt.

„Eine Impfstoffproduktion zu errichten ist etwas sehr, sehr komplexes und dauert normalerweise mehrere Jahre, im Minimum sicher ein Jahr“, so Gallo-Daniel. „Und wenn man eine bestehende Produktionsstätte umrüsten will, ist es auch etwas, was sicher einige Monate dauert, weil es müssen ja die Technologien angepasst werden und es bedarf ja auch aller behördlichen Genehmigungen.“

Auch Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie in Österreich (Pharmig), spricht von einem hochkomplexen und aufwendigen Verfahren – findet die Idee von Kurz grundsätzlich aber gut. Kurz hatte gegenüber der deutschen Zeitung „Welt am Sonntag“ zuletzt angegeben, nach einer Zulassung des russischen und auch chinesischen Impfstoffs diese auch in Österreich herstellen zu wollen.

Pfizer-Werk bereits ausgelastet

Den Morgenjournal-Angaben zufolge gibt es in Österreich mit Pfizer (Werk in Orth an der Donau, Niederöstereich, Anm.) und Novartis/Sandoz (Werk im Tiroler Kundl) bisher nur zwei Firmen, die dazu in der Lage wären. Novartis unterstützt bereits die Herstellung des Pfizer/Biontech-Impfstoffs – allerdings in der Schweiz. Weitere Gespräche über andere Orte seien erst am Anfang, hieß es im Radiobericht.

Pfizer in Orth an der Donau ist derzeit auch schon mit der Produktion von zwei Impfstoffen – gegen Zecken und Meningokokken – ausgelastet. „Die derzeitigen Ressourcen würden es uns nicht ermöglichen, hier zusätzliche Impfstoffe in Orth an der Donau zu produzieren“, so Martin Dallinger von der Pfizer Corporation Austria. Mittel- oder langfristig sei es aber vorstellbar, das Werk in Orth an der Donau zu erweitern.