Bild zeigt eine Frau mit Skinny-Jeans und Handtasche.
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Mode

Skinny Jeans spalten die Generationen

Die Skinny Jeans stehen im Zentrum eines Generationenkonflikts, das verrät zumindest ein Blick auf die Kurzvideo-App TikTok. Geht es nach der Generation Z, dann haben die hautengen Hosen ausgedient. Bei Millennials ruft das jedoch teils emotionale Reaktionen hervor. Totgesagt wurden die hautengen Jeans jedenfalls schon einige Male – und das bis dato nicht erfolgreich.

Wegwerfen, anzünden oder umschneidern – so oder so ähnlich lautet der Rat vieler junger Menschen auf TikTok, die der Generation Z angehören, in Sachen Röhrenjeans. Zur Generation Z (auch Gen Z) zählen überwiegend jene, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind. Auf TikTok schenken sich Gen Zs und Millennials (zwischen den frühen 80er und späten 90er Jahren geboren) schon seit geraumer Zeit immer wieder gegenseitig ein. Videos zum Thema „Gen Z vs. Millennials“ gibt es mehrere Millionen.

Doch wenig polarisierte bisher so sehr wie die Röhrenjeans. Die Debatte darüber entzündete sich erstmals im Vorjahr, nahm in den letzten Tagen aber wieder an Fahrt auf. Auf der einen Seite stehen also Angehörige der Generation Z, die ihren Vorgängern davon abraten, enge Hosen zu tragen, um jünger auszusehen. Die Röhrenjeans haben sie längst gegen Schlaghosen und Baggy Jeans getauscht. Genauso wie den Seitenscheitel, der nun ein Mittelscheitel sein soll. Oder das weinende Lachemoji, das mit wirren Buchstabenkonstrukten ersetzt wird.

@momohkd

Skinny jeans just aren’t for me but to each their own. #momostyleme #fashion #TodayILearned #skinnyjeans #diy

♬ Brace Yourself - zenorachi

„Wir haben ihren Look erfunden“

Gen Z gegenüber stehen die röhrenjeansliebhabenden Millennials, die sich teils ertappt, teils beleidigt und teils angriffslustig geben. Während sich manche User und Userinnen auf TikTok – und vereinzelt auch in Form von Kolumnen für diverse Zeitschriften – für ihre Liebe zu Skinny Jeans rechtfertigen oder nach Modetipps fragen, weisen andere darauf hin, dass ihre Nachfolgegeneration eigentlich aus Nachahmern besteht.

Millennials hätten bereits rund um die Jahrtausendwende weite Hosen getragen, heißt es. „Mode wiederholt sich“, so ein User, der zum Beweis Bilder aus den späten 90ern und frühen 20ern teilt. Eine „Guardian“-Kolumnistin, die sich als Millennial outet, formuliert: „Wir haben ihren kompletten Look erfunden.“

Der „Guardian“ bringt den Trend zu weiteren Hosen darüber hinaus in Verbindung mit der Body-Positivity-Bewegung. Diese gehe Hand in Hand mit den Agenden der Generation Z, die sich generell für mehr Diversität in allen Bereichen der Gesellschaft stark mache, so die britische Zeitung.

Blütezeit der Röhrenjeans

Dass die Röhrenjeans überholt sind, ist für Fashionistas allerdings wenig überraschend. Modemagazine wie „Elle“ verkündeten bereits 2019, dass die Skinny Jeans „tot“ seien. Ähnliches verlautbarten immer wieder auch andere Magazine – von „Vogue“ bis „Harper’s Bazaar“. Zugleich wurde mehrfach der Siegeszug weiterer Schnitte – von Mom Jeans bis Schlaghosen – ausgerufen.

Ihre Blütezeit erlebten die Skinny Jeans ab 2005. Den Erfolg haben sie unter anderen dem Designer Hedi Slimane zu verdanken, der sie in seine Herbst/Winter-Kollektion für Dior Homme inkorporierte. „Slimanes Skinny Jeans sind aufgrund ihres Schnitts, aber auch aufgrund der Körper, an denen er sie präsentierte – also unglaublich dünne Körper, sowohl männlich als auch weiblich – signifikant“, so die Modeexpertin Emma McClendon („Denim: Fashion’s Frontier“). Getragen wurden diese von It-Girls wie Paris Hilton und Lindsay Lohan – aber auch von Alternative-Rock-Musikern und deren Fans.

Totgesagte leben länger

Die Einzelhandelschefin des Trendprognoseinstituts WGSN, Lorna Hall, sagte 2019 aber auch: „Etwas, das so bedeutend ist wie die Skinny Jeans, ist kein Trend. Sie ist ein fixer Bestandteil eines jeden Kleiderschranks. Sie wird weiterhin ein Klassiker bleiben, viele Leute interessieren sich jetzt aber auch für andere Schnitte.“

In die gleiche Kerbe schlug Levi’s-Chef Chip Bergh. Bei einem Investorentreffen sagte er einem „Business Insider“-Bericht zufolge, dass er nicht denke, dass „Skinny Jeans aus dem Frauengeschäft je verschwinden werden“, wenngleich es generell einen eindeutigen Trend zu lockerer und legerer Kleidung gebe.

McClendon fügte im „Guardian“ hinzu, dass Röhrenjeans immer einen Weg fänden, zurückzukehren. „Sie sind ein extrem vielseitiges und anpassungsfähiges Kleidungsstück, das so viele kulturelle Bedeutungen mit sich bringt, dass es niemals irrelevant sein wird.“