Arbeiter befreit einen vereisten Brunnen in Richardson, Texas
AP/Lm Otero
Millionen ohne Strom

Rekordkälte stürzt USA in Chaos

Nach einem heftigen Wintersturm in Teilen der USA mussten Millionen Menschen bei eisiger Kälte ohne Strom ausharren. In der zweiten Nacht in Folge war Texas mit rund drei Millionen Haushalten der am stärksten betroffene Bundesstaat, wie aus Daten der Website Poweroutage.us am Mittwoch hervorging. Das Winterwetter hatte im Süden und Osten des Landes zu Überlastungen des Stromnetzes geführt. Seit Sonntag kamen mindestens 20 Menschen ums Leben.

Das Weiße Haus teilte mit, US-Präsident Joe Biden habe mit den Gouverneuren der betroffenen Staaten wie Texas, Louisiana und Kentucky über das „extreme Winterwetter“ gesprochen. Die Regierung werde alle verfügbaren Ressourcen einsetzen, um den Menschen zu helfen, „diesen historischen Sturm“ zu überstehen. Der Gouverneur von Texas, der Republikaner Greg Abbott, forderte eine Untersuchung zu den Ursachen für die Stromausfälle.

Die Gesundheitsbehörde CDC erwartet Medienberichten zufolge für die kommenden Tage „weiträumige“ Verzögerungen bei der Auslieferung von Coronavirus-Impfdosen. Der Sturm habe den Betrieb von mindestens jeweils einem Logistikzentrum in Tennessee und Kentucky beeinträchtigt, über die mehrere Bundesstaaten mit Vakzinen beliefert würden. Es blieb jedoch unklar, wie viele Impfstoffdosen betroffen sind.

Mann in Decken eingehüllt geht über eine mit Schnee bedeckte Straße in Pflugerville, Texas
Reuters/Bronte Wittpenn/austin American-
So viel Schnee ist in Texas – hier in der Stadt Pflugerville – äußerst ungewöhnlich

Auto zum Wärmen in Garage laufen gelassen

Um sich trotz der Stromausfälle bei der Eiseskälte warm zu halten, greifen Bewohner vielerorts zu ungewöhnlichen Methoden – teils mit gefährlichen Auswirkungen. So starben in der texanischen Stadt Houston eine Frau und ein Mädchen an einer Kohlenmonoxidvergiftung: Nach Angaben der Polizei hatten sie den Motor eines Autos in einer ans Haus angeschlossenen Garage laufen lassen, um Wärme zu erzeugen.

Allein im bevölkerungsreichsten Bezirk von Texas, Harris County, seien seit Montag mehr als 300 Fälle von Kohlenmonoxidvergiftungen gemeldet worden, berichtete der „Houston Chronicle“. Die Gesundheitsbehörde des südlichen Bundesstaates warnte davor, elektrische Generatoren, Grillgeräte, Campingkocher und andere für den Außenbetrieb vorgesehene Geräte zu diesem Zweck im Haus zu benutzen.

Luftaufnahme eines durch den Tornado zerstörten Hauses in Brunswick County, North Carolina
AP/The Star-News/Ken Blevins
Auch wo kein Schnee fiel, hinterließ der Wintersturm teils dramatische Spuren, so hier in North Carolina

Kontrollierte Stromabschaltungen

Kunden sollten sich darauf einstellen, dass die Versorgung möglicherweise über Dienstagabend hinaus unterbrochen sein könnte, teilte das Elektrizitätswerk in der Stadt Austin auf Twitter mit. Kontrollierte Unterbrechungen der Stromversorgung seien derzeit die „Ultima Ratio“, um die Zuverlässigkeit des gesamten Stromnetzes zu erhalten, erklärte der Stromnetzbetreiber Southwest Power Pool, der für 14 Bundesstaaten zuständig ist.

Nach Räumungsarbeiten öffnete der Flughafen in Houston nach eigenen Angaben am Dienstagabend seine Hauptlandebahn. Allein in Houston und Dallas fielen am selben Tag Hunderte Flüge aus. In Austin sollte der Flugbetrieb Mittwochmittag wieder aufgenommen werden.

Weiterer Wintersturm erwartet

Aus Wettersicht gab es noch keine Entwarnung: Ein weiterer Wintersturm soll laut Behördenangaben bis Donnerstag erneut schwere Schneefälle und Eis in die Region bringen. Die Kältewelle hat nicht zuletzt die Impfpläne und damit den Kampf zur Eindämmung der Pandemie in vielen Bundesstaaten durcheinandergebracht.

USA: Wintersturm führt zu Stromausfällen

Passagiere im Flughafen Portland mussten längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Bis zu 20 Zentimeter Schnee sind seit Freitag gefallen und sorgten auch in Seattle für eine schwere Beeinträchtigung des Verkehrs. Die Behörden riefen die Menschen auf, zu Hause zu bleiben.

Kälte und Windräder als Politikum

Die Kälte ist rasch auch zum Politikum geworden: Republikaner gaben eingefrorenen Windrädern die Schuld an den Stromausfällen. Sie argumentieren, dass eine zu große Abhängigkeit von nachhaltig erzeugtem Strom gefährlich sei.

Proponenten einer Energiewende sehen das Problem laut „Washington Post“ freilich nicht bei den Windrädern. Schuld am großflächigen Stromausfall in Texas – dem Bundesstaat, der US-weit mit Abstand den meisten Strom produziert – seien vielmehr Deregulierungsmaßnahmen. Die rechtlichen Vorgaben seien auf möglichst billigen Strom ausgerichtet, nicht darauf, dass Stromkonzerne in die Stabilität des Netzes und die Versorgungssicherheit investieren.