Auschwitz-Überlebende im Visier von Impfgegnern in Italien

Die 90-jährige italienische Senatorin auf Lebenszeit und Auschwitz-Überlebende Liliana Segre ist ins Visier von Impfgegnern geraten. Segre, die sich am Donnerstag im Mailänder Krankenhaus Fatebenefratelli immunisieren ließ und die Italienerinnen und Italiener in einem später veröffentlichten Beitrag aufforderte, sich impfen zu lassen, wurde deswegen in digitalen Medien kritisiert und auch antisemitisch beschimpft.

Empfangen wurde die Holocaust-Überlebende vor der Impfung vom lombardischen Regionalpräsidenten Attilio Fontana von der rechten Lega-Partei. Sie rief die Menschen über 80 Jahre auf, sich „mit Vertrauen“ für die Impfung anzumelden.

Ein Beitrag zu ihrer Impfung, der unter anderem auf der Facebook-Seite Fontanas veröffentlicht wurde, zog zahlreiche Schmähkommentare nach sich. Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese und zahlreiche andere Politikerinnen und Politiker drückten Segre ihre Solidarität aus. Sie warnte vor einer „hochgefährlichen Mischung von Hass, Gewalt und Rassismus“.

Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus

Bekannt wurde Segre vor allem durch ihren fortdauernden Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Die 1930 in eine jüdische Familie in Mailand geborene Segre wurde 1944 zunächst in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

Am 30. April 1945 erlebte sie in einem Außenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück ihre Befreiung. Anfang 2018 ernannte der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella sie zur Senatorin auf Lebenszeit. Diesen Ehrentitel trägt nur etwa ein halbes Dutzend Italienerinnen und Italiener.

Segre geriet im November 2019 international in die Schlagzeilen, als sie nach fortgesetzten, antisemitischen Schmähungen Polizeischutz erhielt. Ihre regelmäßigen Treffen mit Jugendlichen und Vorträge an Schulen hat sie inzwischen aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben.