US-Präsident Joe Biden
Reuters/Jonathan Ernst
Über 500.000 CoV-Tote in USA

Biden gedachte „düsteren Meilensteins“

US-Präsident Joe Biden hat angesichts der hohen Zahl von 500.071 Coronavirus-Toten in den USA vor einem Abstumpfen der Gesellschaft gewarnt und von einem „düsteren Meilenstein“ gesprochen. „Auch wenn wir so lange gegen diese Pandemie gekämpft haben, müssen wir uns dagegen wehren, gefühllos zu werden“, sagte Biden in einer Ansprache im Weißen Haus am Montagabend (Ortszeit).

Die USA überschritten am Montag die Schwelle von einer halben Million CoV-Toten. „Heute markieren wir einen wirklich düsteren, erschütternden Meilenstein – 500.071 Tote. Das sind mehr Amerikaner, die in einem Jahr an dieser Pandemie gestorben sind, als im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg und im Vietnam-Krieg zusammen“, sagte er. „Wir müssen uns dagegen wehren, jedes Leben als eine Statistik zu sehen“, so Biden. „Wir müssen das tun, um die Toten zu ehren. Genauso wichtig ist es, sich um die Lebenden zu sorgen, jene, die zurückgelassen wurden.“ Jeder Tote habe Familie, Freunde und ein „außerordentliches Leben“ gehabt, das zu früh beendet worden sei.

Biden rief die Amerikaner auf, weiterhin Masken zu tragen, sich an die Abstandsregeln zu halten und sich impfen zu lassen, wenn sie an der Reihe sind. „Wir müssen die Politik der Fehlinformation beenden, die Familien, Gemeinschaften und das Land gespalten hat. Das hat schon zu viele Leben gekostet“, sagte er mit Blick auf die Amtszeit seines Vorgängers Donald Trump.

US-Präsident Joe Biden
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US-Präsident Joe Biden will auch Hoffnung wecken und in die Zukunft schauen

Fahnen fünf Tage auf halbmast

„Wir müssen das gemeinsam bekämpfen, als ein Volk, als die Vereinigten Staaten von Amerika.“ Der Präsident gedachte an der Seite seiner Frau, First Lady Jill Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und ihres Mannes Douglas Emhoff der Opfer. Seit Montag wehen die amerikanischen Flaggen als Zeichen der Trauer fünf Tage an öffentlichen Gebäuden, Militärstützpunkten und US-Auslandsvertretungen auf halbmast.

Die USA verzeichnen mit 19 Prozent der weltweiten Coronavirus-Todesfälle eine überproportionale Zahl an Toten, da das Land nur vier Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Zuletzt gab es jedoch Hoffnung auf eine Besserung der Lage. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen fiel von mehr als 200.000 Anfang Jänner auf inzwischen weniger als 70.000. Auch die Impfkampagne schreitet voran: Bisher erhielten 44 Millionen Menschen in den USA die erste Impfung, rund 19,4 Millionen Menschen schon beide Impfdosen, wie aus Daten der Gesundheitsbehörde CDC hervorgeht.

Impfkampagne soll Pandemie in den Griff bekommen helfen

Der medizinische Chefberater von Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, sagte dem Sender ABC ebenfalls mit Blick auf Trump, die USA hätten sich schlechter als fast jedes andere Land geschlagen. „Und wir sind ein hoch entwickeltes, reiches Land.“

Biden macht bei der Impfkampagne seit seinem Amtsantritt vor gut einem Monat großen Druck. Die USA bekommen von den Herstellern Moderna sowie Pfizer und Biontech nun bis Ende Juli rund 600 Millionen Dosen Impfstoff, was für alle Erwachsenen im Land ausreichend wäre. Damit könnte manchen Experten zufolge – wenn alles gutgeht und sich zudem nur ein geringer Anteil der US-Bürger und -Bürgerinnen der Impfung verweigert – im Herbst die Pandemie so gut wie überstanden sein.

USA gedachten der Opfer der Pandemie

Am Montag haben die USA der Opfer der Coronavirus-Pandemie gedacht. „Heute markieren wir einen wahrlich düsteren und herzzerreißenden Meilenstein“, sagte US-Präsident Joe Biden.

Biden: Wir werden das schaffen

Biden versuchte auch Hoffnung zu verströmen. „Dieses Land wird wieder lachen, dieses Land wird wieder sonnige Tage haben, dieses Land wird wieder Freude erfahren“, zeigte sich Biden zuversichtlich. „Wir werden das durchstehen, ich verspreche es Ihnen.“ Er nannte keinen konkreten Zeitpunkt, ab wann er mit einer Rückkehr zu einer gewissen Normalität im Land rechnet. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte deutlich bessern werde. Biden sagte: „Wir haben nie aufgegeben. Wir sind Amerika. Wir können und werden das schaffen.“

Fachleute warnen vor neuen Varianten

Viele Fachleute warnen allerdings, dass es wegen der Ausbreitung neuer Varianten bald wieder zu einem Anstieg der Neuinfektionen kommen könnte. Mit besonderer Sorge verfolgt die Regierung die Ausbreitung der in Großbritannien entdeckten Variante, die als deutlich ansteckender gilt. Sie könnte nach Ansicht der CDC bis Ende März die vorherrschende Variante des Virus werden.

Fauci rief daher dazu auf, beim Tragen von Masken und dem Einhalten von Abständen zu anderen Menschen nicht nachlässig zu werden. „Wir müssen richtig vorsichtig sein und dürfen nicht einfach sagen: ‚Okay, wir sind jetzt fertig, wir sind da durch.‘“