Griechische „#MeToo“-Debatte erreicht Regierung

Sport und Kultur in Griechenland werden von einer „#MeToo“-Debatte erschüttert, die nun auch den Posten der Kulturministerin ins Wanken bringt. Anlass ist die Festnahme des bekannten griechischen Schauspielers und Intendanten des Nationaltheaters in Athen, Dimitris Lignadis. Dem 56-Jährigen wird von zwei Männern vorgeworfen, sie im Teenageralter vergewaltigt zu haben.

Festnahme des griechischen Schauspielers und Intendanten des Nationaltheaters in Athen, Dimitris Lignadis
AP/Yorgos Karahalis

Lignadis sitzt seit Sonntag in Untersuchungshaft – und die Forderungen nach dem Rücktritt von Kulturministerin Lina Mendoni werden immer lauter. Heute äußerten sich auch Mitglieder der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia entsprechend, wie griechische Medien berichteten.

Kulturministerin Mendoni hatte bei der Besetzung des Chefpostens des Nationaltheaters im Jahr 2019 auf die sonst übliche Ausschreibung verzichtet und Lignadis direkt ernannt. „Er hat uns und mich getäuscht“, sagte sie nun in Reaktion auf die Festnahme des Intendanten. Vor allem diese lapidare Äußerung sowie die Weigerung, Konsequenzen zu ziehen, sind es, die ihr übel genommen werden. Kulturschaffende und die Opposition fordern Mendonis Rücktritt.

Schwere Vorwürfe von Segelikone Bekatorou

Die aktuelle „#MeToo“-Debatte ist in ihrem Umfang die erste ihrer Art in Griechenland. Losgetreten wurde sie von der landesweit beliebten Seglerin Sofia Bekatorou, vierfache Weltmeisterin, Olympionikin und zweifache Weltseglerin des Jahres.

Die 43 Jahre alte Sportlerin hatte Mitte Jänner einem hohen Funktionär des Griechischen Segelverbands (EIO) sexuellen Missbrauch vorgeworfen, der 1998 stattgefunden haben soll und nunmehr verjährt ist. Seither vergeht kaum ein Tag ohne neue, zum Teil schwere Vorwürfe vor allem in den Bereichen Sport und Kultur.