Mayrhofen im Zillertal
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Cluster in Mayrhofen

Testpflicht und verschärfter Lockdown

Angesichts einer Häufung von CoV-Fällen mit Verdacht auf die erstmals in Südafrika aufgetretene Mutation B.1.351 kommen auf die Tiroler Gemeinde Mayrhofen im Bezirk Schwaz von Samstag bis kommenden Mittwoch verschärfte Maßnahmen zu. Das bestätigte das Land Tirol Mittwochmittag. Der Ort im hinteren Zillertal darf in dieser Zeit nur noch mit einem negativen CoV-Test verlassen werden.

Der Test darf nicht älter als 72 Stunden sein. Kindergarten, Schulen und auch der Handel bleiben bis auf die Grundversorgung geschlossen. Zuletzt gab es in Mayrhofen 17 Verdachtsfälle auf die B.1.351-Mutation. Zwei Fälle davon traten in den Clustern im Kindergarten und in der Neuen Mittelschule auf. Die beiden Institutionen wurden daraufhin geschlossen.

Mit den neuen Maßnahmen soll für die Bevölkerung in Mayrhofen die Pflicht zu einem PCR-Test eingeführt werden. Diese Tests müssen von den Einwohnern am Freitag und Samstag und ein zweites Mal am Montag und Dienstag absolviert werden, hieß es von Bezirkshauptmann Michael Brandl gegenüber ORF Tirol. Die dafür notwendigen Verordnungen werden derzeit ausgearbeitet, heißt es. Die Einreise etwa für Arbeitspendler und -pendlerinnen nach Mayrhofen und die entsprechende Ausreise seien hingegen weiterhin ohne Einschränkungen möglich. Das bestätigte die Bürgermeisterin von Mayrhofen, Monika Wechselberger: Für die Einreise brauche man keinen Test.

42 aktiv Infizierte

Die Verschärfungen für Mayrhofen wurden am Vormittag in einer Videokonferenz von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), dem Bezirkshauptmann Brandl und den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen des Bezirks Schwaz getroffen – mehr dazu in tirol.ORF.at. Insgesamt sind am Mittwoch laut Dashboard Tirol 42 Personen in Mayrhofen aktiv mit dem Coronavirus infiziert – am Dienstag waren es noch 35. Bei 29 Fällen besteht laut Brandl der Verdacht auf die „südafrikanische“ Mutation. Der gesamte Bezirk wies Dienstagmittag eine 7-Tage-Inzidenz von knapp 165 aus.

Mayrhofen im Zillertal
APA/EXPA/Johann Groder
Mayrhofen im Zillertal darf nur noch mit negativem CoV-Test verlassen werden

Vom Land Tirol hatte es zwar geheißen, dass das Skigebiet prinzipiell weiter offen bleiben kann, die Bergbahnen Mayrhofen stellen ihren Skibetrieb jedoch vorerst ein. „Aufgrund des Lockdown in Mayrhofen findet bis Mittwoch, den 3. März kein Winterbetrieb statt!“, hieß es auf der Homepage der Bergbahn.

Wenig Rücklauf bei Gurgeltest

Wenig Zuspruch in der Bevölkerung des Bezirks dürften die Massentests haben. Von 40.000 ausgegebenen Gurgeltests wurden nur 4.000 retourniert. Der Fügener Bürgermeister Dominik Mainusch glaubt, dass die Gurgeltests, die zu Hause zu machen sind, zu aufwendig sind. Man muss sich beim Test via Handy oder Computer filmen lassen, damit die Behörden die Identität sicherstellen können. Das wirke auf viele abschreckend, so Mainusch.

Immunologe Weiss zu Maßnahmen in Tirol

Günter Weiss, Direktor Innere Medizin an der MedUni Innsbruck, über Strategien gegen die Virusmutation in Tirol, Erkenntnisse aus einem Jahr Pandemie, die österreichische Impfstrategie und eine mögliche Öffnung der Gastronomie.

Die Tiroler Virologin Dorothee von Laer fragte sich, ob die Strategie mit dem Testen langfristig reiche: „Wir bringen hier in Tirol die Südafrika-Mutation im Moment einfach nicht weg.“ Die Maßnahmen seien „ein bisschen spät“ gewesen. Mit den nun für Mayrhofen verschärften Maßnahmen rief der Tiroler Leiter des CoV-Einsatzstabs, Elmar Rizzoli, alle Einwohner des Bezirks Schwaz zum Testen auf: „Dies ist vor allem deshalb so wichtig, weil von den derzeit 238 aktiv positiven Personen im Bezirk Schwaz rund 100 Personen keine Symptome haben und asymptomatisch sind.“

„Impfschutzschirm“ für Bezirk Schwaz

Von Laer, Platter und der grüne Klubobmann in Tirol, Gebi Mair, sprachen sich für einen „Impfschutzschirm“ für den Schwaz aus. Man müsse diese Region beim Impfen prioritär berücksichtigen. Von Laer sprach von einer „Riegelimpfung“ – mehr dazu in tirol.ORF.at. Dabei werde die Herde durch Impfung von der Umgebung nach außen abgeschirmt.

Tirols Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl begrüßte den Vorschlag der Innsbrucker Virologin. Zangerl selbst forderte Anfang Februar eine rasche Lieferung an „wirksamem Impfstoff“ in betroffene Gebiete.

SPÖ kritisiert Verzögerung

Der Schwazer Bürgermeister Hans Lintner (ÖVP) sprach sich trotz der besonderen Situation im Bezirk für ein „Freitesten“ aus, das etwa auch ein Aufsperren der Gastronomie ermöglichen solle.

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer geht die Einführung der Ausreisetests allerdings viel zu langsam. „Mayrhofen muss spätestens heute um 24.00 Uhr unter Quarantäne gestellt werden“, sagte er der APA. Platter müsse „endlich lernen schneller zu entscheiden und zu handeln“, denn der „Faktor Zeit“ sei wesentlich.

„Freund von Regionalisierungen“

Über weitere Maßnahmen – seien es Verschärfungen oder Lockerungen – will die Regierung am Montag entscheiden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) deutete bereits am Mittwoch an, dass – basierend auf einer „präzisen Überprüfung des Infektionsgeschehens“ – auch regional unterschiedliche Maßnahmen gewählt werden könnten.

Anschober bezeichnete sich als „Freund von Regionalisierungen“: „Ich kann mir Regionalisierungsschritte als eine Möglichkeit vorstellen – sowohl in eine positive als auch in eine negative Richtung.“ Wichtig sei jedenfalls, dass es ein Sicherungssystem gibt für den Fall, dass in manchen Regionen die Zahlen dramatisch steigen würden.

Landeshauptmann Kaiser (SPÖ) über die Situation in Hermagor

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) spricht über die hohe 7-Tage-Inzidenz im Bezirk Hermagor und die Maßnahmen gegen die starke Ausbreitung des Virus.

Ähnliches hatte am Vorabend der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) im ORF-„Report“ gesagt – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Das müsste aber viel klarer und eindeutiger zwischen Bund und Ländern definiert werden als beim ersten Versuch mit der Coronavirus-Ampel, so Kaiser, in dessen Bundesland es regional sehr unterschiedliche Infektionszahlen gibt.