Brexit-bedingte Verzögerungen im Handel nehmen zu

Die Verzögerungen im Handel zwischen Großbritannien und der EU haben seit Anfang des Jahres zugenommen. Das geht aus einer Umfrage des Chartered Institute of Procurement & Supply (CIPS) hervor, die heute veröffentlicht wurde. Befragt wurden 350 Managementverantwortliche für Lieferketten in Großbritannien. Von ihnen gaben knapp 60 Prozent an, dass es inzwischen länger dauert, Waren zwischen dem Kontinent und Großbritannien hin und her zu bewegen als noch im Jänner.

Das Land hatte den europäischen Binnenmarkt und die Zollunion zum Jahreswechsel endgültig verlassen. Seitdem gelten die Regelungen des Handels- und Kooperationsabkommens. Damit fallen unter anderem Zollformalitäten und Kontrollen auf Produktstandards an.

63 Prozent der Befragten klagten über mindestens zwei bis drei Tage Verzögerung beim Warentransport vom Kontinent nach Großbritannien. Im Jänner hatten das nur 38 Prozent angegeben. Nur leicht besser ist die Situation bei Exporten von Großbritannien: Hier gaben 44 Prozent an, zwei bis drei Tage längere Lieferzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Wichtigster Faktor sind nach Ansicht von knapp der Hälfte der Lieferkettenmanager längere Bearbeitungszeiten durch Zollbeamte an der Grenze.

Kaum Hoffnung auf Besserung

„Wir sind jetzt weit im zweiten Monat der neuen Vereinbarungen, und die Hoffnung, dass sich Verzögerungen an der Grenze verringern, wenn die Frachtvolumen wieder auf ein normales Maß zurückkehren und die Zollsysteme an die neuen Prozesse angepasst werden, hat sich nicht bewahrheitet“, sagte CIPS-Chefökonom John Glen.

Er fürchtet, dass die Situation sogar noch schlimmer werden könnte, wenn Übergangsfristen von britischer Seite auslaufen und weitere Importerklärungen anfallen. „Die Dominoeffekte dieser Verzögerungen werden durch die Lieferketten sickern und schließlich zu Engpässen bei Lagerbeständen und höheren Preisen für Verbraucher führen“, warnte Glen.