Von Babis gefeuerter Epidemiologe nun Zemans Berater

Der tschechische Präsident Milos Zeman hat den Epidemiologen Roman Prymula, der vor eineinhalb Wochen als Berater von Regierungschef Andrej Babis gefeuert worden war, zu seinem Berater berufen.

Prymula, der wegen seines persönlichen Verhaltens in der Coronavirus-Pandemie mehrmals für Empörung in der tschechischen Öffentlichkeit gesorgt hat, soll mit dem Staatsoberhaupt auf freiwilliger, unbezahlter Basis zusammenarbeiten, berichteten tschechische Medien heute.

Zeman bezeichnete Prymula als „den besten tschechischen Epidemiologen“. Im Herbst hatte er ihn bereits für seine Leistungen bei der Bewältigung der ersten Welle der Pandemie im vergangenen Frühjahr als damaligen Vizegesundheitsminister mit dem höchsten tschechischen Staatsorden, dem Orden des Weißen Löwen, ausgezeichnet. Zu dieser Zeit stand der anerkannte Epidemiologe bereits wegen eines persönlichen Fehltritts schwer in der Kritik.

Nach Besuch von Fußballspiel entlassen

Nur einen Monat nach seinem Amtsantritt als Gesundheitsminister musste Prymula im Oktober seinen Posten wieder räumen, weil er gegen seine eigenen strengen CoV-Maßnahmen verstieß. Der Minister wurde trotz strenger Ausgangsbeschränkungen und geschlossener Gastronomie beim Besuch eines Luxusrestaurant in Prag erwischt.

Vor eineinhalb Wochen wurde Prymula dann von Regierungschef Babis als Berater entlassen, weil er mitten in der außer Kontrolle geratenen Pandemie ein Europa-League-Spiel besuchte. Der Besuch des Fußballspiels in Prag war zwar aufgrund einer Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsministeriums erlaubt, sorgte aber für Empörung, weil sich Prymula nur einige Stunden zuvor im Fernsehen für einen erneuten harten Lockdown ausgesprochen hatte.

Die Infektionszahlen im rund elf Millonen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Tschechien steigen unterdessen weiter. Für gestern wurden 12.150 zusätzliche Coronavirus-Fälle gemeldet, fast 800 mehr im Wochenvergleich. Die 14-Tage-Inzidenz ist mit 1.120 Infektionen pro 100.000 Einwohner weitaus die höchste innerhalb der EU.