Kind in Schule
APA/Helmut Fohringer
Trotz steigender Zahlen

Schulen wollen vorerst keine Verschärfungen

Die Schülerinnen und Schüler sind – zumindest eingeschränkt – zurück im Präsenzunterricht. Der gelockerte Lockdown und die Rückkehr ins Klassenzimmer führten wie erwartet zu mehr Infektionen in den Schulen. Die Maßnahmen wieder zu verschärfen komme aber derzeit nicht infrage, heißt es von pädagogischer Seite.

In einigen Schulen hatten sich in den Wochen nach den Semesterferien auch Cluster mit mehreren Infektionsfällen gebildet. In der Statistik wiesen dabei besonders die Jungen höhere Infektionszahlen auf, wie am Wochenende die Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zeigten. Die höchste 7-Tage-Inzidenz nach Altersstufen wurde dabei in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen verzeichnet.

Lehrer- und Direktorenvertreter sehen derzeit dennoch keinen Bedarf, die aktuell geltenden Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Geht es nach dem obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), ist das aktuelle Sicherheitsnetz an den Schulen engmaschig genug.

Zwar seien die Ausbrüche, die zuletzt in Wien und Niederösterreich gemeldet wurden, durchaus „besorgniserregend“, und die Lage müsse genau beobachtet werden. Derzeit sehe er aber keinen Anlass zu sagen, dass weitere Einschränkungen notwendig wären. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Organisationsform zumindest bis Ostern kommen“, so Kimberger zur APA.

AHS-Vertretung: Kaum Infektionen in Schulen

„Für die Sekundarstufe I und II braucht es keine Verschärfungen“, sagte auch Isabella Zins, Sprecherin der AHS-Direktoren. Zwar würden an den Schulen fast täglich Fälle gemeldet, bei denen Schülerinnen, Schüler und Lehrende als Kontaktpersonen oder teilweise auch wegen Infektionen in Quarantäne müssen. In den Schulen selbst gebe es aber dank der verpflichtenden Tests und der FFP2-Masken in der Sekundarstufe II „kaum bis wenig Infektionsgeschehen“. „Gemeldete Fälle kommen eher aus dem Bereich der Familie und verursachen – auch dank des Schichtbetriebs – meist keine Quarantänefälle in den Klassen.“

Aktuell komme zudem das wärmere Wetter den Schulen bei der Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen entgegen, so Zins zur APA. „Das Lüften wird dank der höheren Temperaturen einfacher.“ Schüler- und Elternvertreter hatten wiederholt beklagt, dass sich Schüler wegen des Lüftens verkühlen würden.

Keine Änderungen vom Ministerium

Auch im Gesundheitsministerium sind keine Verschärfungen der Vorgaben angedacht. An den Sonderregeln bei der Kontaktpersonen-Nachverfolgung von unter Zehnjährigen soll aus aktueller Sicht nichts verändert werden. An den Volksschulen müssen enge Kontaktpersonen (also Klassenkollegen und Lehrer) weiterhin nicht in Heimquarantäne, wenn nur eines der Kinder infiziert ist.

Begründet wird das mit dem „geringen Risiko einer Übertragung durch Kinder unter zehn Jahren“. Werden im Abstand von zehn Tagen allerdings zwei oder mehr Kinder bzw. eine Lehr- oder Betreuungsperson positiv getestet, entscheidet die Gesundheitsbehörde darüber, ob die Klasse bzw. Gruppe in Teilen oder zur Gänze abgesondert wird.

Am Unterricht darf derzeit nur teilnehmen, wer sich testen lässt. An den Volksschulen, wo an allen fünf Tagen Präsenzunterricht stattfindet, müssen die Kinder montags und mittwochs einen anterionasalen Antigen-Schnelltest („Nasenbohrertest“) durchführen, künftig soll zusätzlich freitags getestet werden.

An allen anderen Schulformen findet Schichtbetrieb statt: Die Schüler sind zwei Tage in der Schule, zwei Tage daheim, freitags haben grundsätzlich alle Fernunterricht. Auch hier sind Montag und Mittwoch Testtage. Zusätzlich müssen abseits von Volks- und Sonderschulen alle Schülerinnen und Schüler auch im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz und an den Oberstufen FFP2-Masken tragen. Auch Abstandhalten, Handhygiene und regelmäßiges Lüften sind weiterhin vorgeschrieben.

Sorge um psychische Gesundheit

Strikt gegen verpflichtende Tests sprach sich am Dienstag erneut die FPÖ aus: ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann müsse eine „Testfreiheit“ für Schüler sicherstellen, hieß es in einer Aussendung von FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl. Es könne nicht sein, dass im Falle einer Testverweigerung eine Nichtbenotung bzw. Suspendierung angedroht werde. „Zwangsmaßnahmen, deren Folge die Zerstörung von Schullaufbahnen sein könnten, sind menschlich eine Katastrophe und gesetzlich so nicht vorgesehen und schon gar nicht gedeckt“, so Brückl.

Zudem forderte die FPÖ, den Lockdown zu beenden, um Kindern angesichts der Folgen für ihre psychische Gesundheit „endlich wieder Perspektiven geben“ zu können. Auch die SPÖ forderte am Dienstag, größeres Augenmerk auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu legen – aber mit anderer Schlussfolgerung. Eva-Maria Holzleitner, Kinder- und Jugendsprecherin der SPÖ, forderte einen „Jugendgipfel“. Dabei sollten „im Dialog mit Jugendlichen, ExpertInnen und JugendsprecherInnen der Parlamentsparteien Lösungen und Perspektiven für die jungen Menschen erarbeitet werden“. Ein entsprechender Antrag im Parlament sei bereits eingebracht.

Anlass für die Appelle ist eine neue Studie, laut der sich die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern durch die Pandemie stark verschlechtert hat – mehr dazu in science.ORF.at.