„Schluss mit dem Gejammere“: Bolsonaro kritisiert Maßnahmen

Trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus hält der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro nichts von Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen die Pandemie – ganz im Gegenteil: „Ihr seid nicht zu Hause geblieben. Ihr seid nicht feige gewesen“, sagte Bolsonaro Medienberichten zufolge bei der Einweihung eines Teilstücks einer Eisenbahnlinie in Sao Simao im Bundesstaat Goias gestern (Ortszeit) zu den Arbeitern. „Schluss mit dem Gejammere!“

Diejenigen, die die Regierung zum Kauf von Impfstoffen auffordern, hatte er bei einer anderen Veranstaltung zuvor als „Idioten“ bezeichnet. Brasilien mit 210 Mio. Einwohnern und Einwohnerinnen, das im Jänner mit Impfungen begann, ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.

10.793.732 Menschen haben sich bisher im größten Land Lateinamerikas mit dem Coronavirus infiziert – nur in den USA (328 Mio. Einwohner) und in Indien (1,4 Mrd. Einwohner) sind die Zahlen noch höher. 260.970 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Gesundheitssystem vor Kollaps

Das Gesundheitssystem in Städten wie Sao Paulo und den südlichen Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul steht vor dem Kollaps. Der Gesundheitsrat hatte zuletzt eine landesweite Ausgangssperre gefordert. In Rio de Janeiro etwa müssen Bars und Restaurants ab morgen um 17.00 Uhr schließen. Es ist dann auch verboten, sich nach 23.00 Uhr auf öffentlichen Straßen und Plätzen aufzuhalten.

Staatspräsident Bolsonaro hat das Virus von Anfang an verharmlost, Einschränkungen des öffentlichen Lebens und Schutzmaßnahmen lehnt er ab. Mittlerweile zieht der ultrarechte Politiker auch den Sinn von Impfungen gegen das Virus grundsätzlich in Zweifel.