Italien: Sozialdemokraten wollen Chef von Rücktritt abhalten

Nach dem überraschenden Rücktritt von Parteichef Nicola Zingaretti herrscht Ratlosigkeit unter Italiens Sozialdemokraten. Spitzenpolitiker der zweitstärksten Regierungspartei appellierten an den seit zwei Jahren amtierenden Vorsitzenden zu bleiben. In Zeiten der Pandemie und kurz nach dem Start der neuen Regierung unter Mario Draghi könne sich die Demokratische Partei (PD) kein Führungsvakuum erlauben, so der Tenor.

Nicola Zingaretti
AP/LaPresse/Mauro Scrobogna

„Ich hoffe wirklich, dass Zingaretti seinen Rücktritt überdenkt. Kommende Woche ist eine Parteisitzung geplant, bei der wir über unsere Zukunft und über den Beitrag sprechen werden, den wir für die Regierung und das Land leisten können“, sagte Verteidigungsminister und PD-Spitzenpolitiker Lorenzo Guerini.

Parteiinterne Kritik gegen Zingaretti

Wie ein Blitz hatte gestern die Nachricht des Rücktritts von PD-Chef Zingaretti in Rom eingeschlagen. Der 55-jährige Römer, der vor zwei Jahren die Führung der Sozialdemokraten übernommen hatte, zog die Konsequenzen aus zunehmender parteiinterner Kritik.

Zingaretti, der auch Regionalpräsident der Region Latium mit der Hauptstadt Rom ist, kritisierte in seiner Erklärung, dass in seiner Partei seit drei Wochen hauptsächlich über Posten geredet werde, aber nicht über die großen Probleme Italiens in der Pandemie.

Parteiinterne Gegner hatten Zingaretti beschuldigt, sich bei den Verhandlungen über die neue Regierung nicht ausreichend durchgesetzt zu haben. So hatten die Sozialdemokraten wichtige Ministerposten verloren, unter anderem das Wirtschaftsministerium, das bis Jänner der PD-Politiker Roberto Gualtieri geleitet hatte.