Organisationen kritisieren „Almosenpolitik“ der Regierung

Arbeitsplatzverlust, Kurzarbeit und die Schließung der Bildungseinrichtungen – all diese Folgen der Coronavirus-Krise haben laut der Vorsitzenden des Österreichischen Frauenrings, Klaudia Frieben, die Situation der Frauen in Österreich verschlechtert.

Bei einer Pressekonferenz zum Frauentag kritisierten Frauenorganisationen heute das „männliche“ Krisenmanagement der Regierung, forderten mehr Geld für Frauenpolitik und -förderung und sprachen von „Almosenpolitik“ der Regierung.

Mit Distance-Learning seien arbeitende Mütter, denen zu Hause oftmals kein ruhiger Ort für das Homeoffice bereitstehe, nun auch noch für den Schulerfolg ihrer Kinder zuständig, kritisierte Elisabeth Cinatl vom Netzwerk Frauen- und Mädchenberatungsstellen.

Auch hätten viele Mädchen nicht die technischen Voraussetzungen, um von zu Hause aus lernen zu können, die Bildungschancen seien also wieder vom Einkommen abhängig. Maßnahmen der Politik sollten deshalb an den Lebensrealitäten von Frauen und Mädchen ausgerichtet werden, bereits ergriffene Maßnahmen müssten nachjustiert werden.

An Ministerin: „Mischen Sie sich ein“

Von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) verlangte Frieben die sofortige Freigabe und Auszahlung der in der Vorwoche angekündigten 6,2 Millionen Euro für Frauenberatungsstellen. „Mischen Sie sich ein“, appellierte sie an die Ministerin und forderte eine „echte und soziale Frauenpolitik.“

Diese Forderung beinhaltet unter anderem die Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Nettoersatzrate, einen Familienbonus für jedes Kind in der Höhe von 1.500 Euro unabhängig vom Einkommen der Eltern, eine Stärkung der Pensionen von Frauen sowie direkte Förderungen für Alleinerzieherinnen.

„Wir wollen keine Projekte“, sagte auch die Obfrau des Vereins Feministische Alleinerzieherinnen, Andrea Czak. „Jedes vierte Kind wächst in Österreich bei einer Alleinerzieherin auf. Die Hälfte von ihnen ist durch Corona unter die Armutsgrenze gerutscht.“

Deshalb verlangte Czak für Alleinerzieherinnen die doppelte Familienbeihilfe seit Beginn der Coronavirus-Krise rückwirkend ausbezahlt sowie einen zusätzlichen Pensionsmonat je Monat im Lockdown.

Gewalt an Frauen

Auch Gewalt an Frauen prangerten die Teilnehmerinnen an. So forderte etwa Geschäftsführerin Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser eine Verbesserung der Situation von Frauen mit Kindern, die sich von gewalttätigen Partnern trennen.

Wegen gemeinsamer Obsorge müssen sich diese Frauen oft länger mit ihrem Ex-Partner auseinandersetzen, was zu weiterer Gewalt führe. Bei Fällen von Gewalttätigkeit solle es hier etwa zu einer standardisierten Entscheidungsfindung für Obsorge und Kontaktrecht kommen.