Hunderte Protestierende in Yangon eingekesselt

Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften hat gestern in Myanmars größter Stadt Yangon (früher: Rangun) Hunderte Protestierende eingekesselt. Im Viertel Sanchaung drohte die Lage zu eskalieren.

Tausende trotzten nächtlicher Ausgangssperre

Trotz nächtlicher Ausgangssperre gingen gestern Abend Tausende Menschen in zahlreichen Stadtteilen auf die Straße, um einen Rückzug von Polizei und Militär zu fordern. In dem südostasiatischen Land hatte die Armee Anfang Februar die gewählte Regierungschefin Aung San Suu Kyi aus dem Amt geputscht.

Polizei erschoss mehrere Menschen

„Wir protestieren jetzt auch in der Nacht, weil wir wollen, dass die Polizei die jungen Leute gehen lässt“, sagte die 25-jährige May Myat Thu der dpa. „Viele Stadtteile in Yangon beteiligen sich. Wir werden so lange auf der Straße bleiben, bis die Situation geklärt ist.“ Zuvor hatte die Polizei gestern in verschiedenen anderen Städten mehrere Menschen erschossen.

Tränengaswolke zwischen Polizisten und Demonstranten.
AP/Str

Die Vereinten Nationen forderten „eine sofortige Deeskalation“. Die deutsche Botschaft rief die Einsatzkräfte zu Zurückhaltung auf: „Die Botschaft ist sehr besorgt über Berichte, dass viele junge Leute in Sanchaung und anderen Teilen von Yangon eingeschlossen sind. Wir appellieren dringend an die Sicherheitskräfte, keine Gewalt anzuwenden, keine Bürger festzunehmen und alle Demonstranten umgehend friedlich in ihre Häuser zurückkehren zu lassen.“

Die Gefangenenhilfsorganisation AAPP berichtete, dass seit dem Putsch mehr als 60 Menschen getötet worden seien. Etwa 1.850 seien zumindest vorübergehend festgenommen worden.

H&M erteilt keine Aufträge mehr

Besorgt und schockiert über die Gewalt gegen Demonstrierende zeigte sich der schwedische Modehändler H&M, der in Myanmar Bekleidung fertigen lässt. Weitere Aufträge an Firmen in dem Land würden zunächst nicht mehr erteilt, erklärte die weltweit zweitgrößte Modekette.