Neue Runde im Impfstoffpatentstreit in WTO

Im Streit über Patente auf CoV-Impfstoffe verhandeln Mitgliedsländer der Welthandelsorganisation (WTO) heute und morgen wieder in Genf. Mehr als 100 Länder wollen die Patente aussetzen, damit mehr Firmen in mehr Ländern Impfstoffe herstellen können. Länder mit Pharmaindustrie sowie die Industrie blockieren das bisher.

Es geht um das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPS-Abkommen). Mit diesen und anderen Vereinbarungen will die WTO den freien Handel regeln. Die Regierungen mit Pharmaindustrie und Unternehmen argumentieren, die Aufhebung der Patente bringe nicht mehr Impfstoff. Sämtliche qualifizierten Hersteller seien bereits mit Lizenzen in die Fabrikation eingebunden.

WTO-Chefin fordert Hersteller auf, Produktion zu steigern

WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala kritisierte Exportkontrollen und Regierungen, die im Gerangel um noch mehr Impfdosen die Preise in die Höhe trieben. Vor der Sitzung des TRIPS-Rats forderte sie Hersteller auf, die Fabrikation in Entwicklungsländern anzukurbeln. Sie sprach gestern bei einem virtuellen Treffen von Pharmavertretern und UNO-Organisationen zur Lösung der Impfstoffengpässe.

Dort hieß es, es fehle an vielem, etwa Bioreaktorbeuteln für Zellkulturen, fötalem Kälberserum als Medium für Zellkulturen, Glasfläschchen und Nanopartikeln, in die manche Impfstoffe eingelagert werden müssen.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen machte Druck: „Die Aufhebung der Monopole einiger Unternehmen würde Impfstoffe, Tests und Behandlungen für mehr Menschen zugänglich machen“, sagte der Präsident der Organisation, Christos Christou.

In Wien protestierte die globalisierungskritische Organisation ATTAC gestern vor dem Bundeskanzleramt. Die Bundesregierung wurde dabei aufgefordert, dem Aussetzen der Patentrechte in der WTO endlich zuzustimmen. „Patentrechte verhindern, dass Menschen auf der ganzen Welt rasch mit notwendigen und leistbaren Medikamenten, Impfstoffen und medizinischen Produkten versorgt werden können“, kritisierte ATTAC.