Impfstoffstreit: Johnson weist EU-Vorwürfe zurück

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson weist Vorwürfe von EU-Ratspräsident Charles Michel zurück, Großbritannien habe den Export von Impfstoff untersagt.

„Wir können stolz auf die Unterstützung des Vereinigten Königreichs für das internationale Vorgehen gegen Covid sein“, sagt er im Parlament. „Lassen Sie mich ganz klar sein, wir haben niemals den Export auch nur einer einzigen Dosis oder von Komponenten für die Impfstoffe blockiert.“

Zuvor wurde ein Vertreter der EU ins britische Außenministerium zitiert. Das gilt im diplomatischen Umgang als scharfe Form des Protests. Was dabei herauskam, blieb offen. Hintergrund ist Kritik von Michel an einer angeblichen Sperre für den Export von Impfstoffen gegen das Coronavirus aus Großbritannien. Der Ratspräsident werde mit einem offiziellen Schreiben antworten, teilte die EU-Vertretung in London mit.

Michel nennt Impfnationalismus „schockierend“

Michel hatte in seinem Newsletter vom Vortag das EU-Programm zur Impfstoffbeschaffung verteidigt. Behauptungen, die EU betreibe Impfnationalismus, seien „schockierend“, schrieb Michel. Beispielsweise stamme der größte Teil des in Israel verabreichten Impfstoffs aus Belgien. Die EU habe nie aufgehört zu exportieren.

Anders sei das in den USA und Großbritannien. „Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten haben eine regelrechte Sperre verhängt für den Export von Impfstoffen oder Impfstoffkomponenten, die auf ihrem Gebiet produziert werden“, schrieb Michel.

Als Reaktion auf die scharfe Kritik aus London schrieb Michel später auf Twitter, es gebe „verschiedene Wege, um Sperren oder Beschränkungen für Impfstoffe/Medikamente einzuführen“. Tatsächlich beklagen EU-Vertreter seit Wochen, dass faktisch nur aus der EU in großem Maßstab CoV-Impfstoff in Drittstaaten exportiert werde.