Lehrer gegen Freiwilligkeit bei mündlicher Matura

An Oberstufen hat es in diesem Schuljahr nur an rund der Hälfte der Unterrichtstage normalen Präsenzbetrieb gegeben, die psychische Belastung durch den pandemiebedingten Fernunterricht ist laut Studien groß. Die Schülervertretung drängt angesichts dieser Voraussetzungen darauf, dass die mündliche Matura freiwillig sein muss. Lehrervertreter lehnen das allerdings ab. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann will noch diese Woche weitere Erleichterungen bei der Reifeprüfung bekanntgeben.

VWA-Präsentation freiwillig

Angesichts der speziellen Rahmenbedingungen wurden bereits diverse Änderungen fixiert: Wie beim ersten CoV-Maturajahrgang im Vorjahr ist auch diesmal die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) nur freiwillig, die Abgabefrist wurde zusätzlich um zwei Wochen verlängert. Bei den schriftlichen Klausuren wird erneut die Arbeitszeit um eine Stunde verlängert, und wie im Vorjahr wird außerdem die Jahresnote wieder in die Maturanote (sowohl schriftlich als auch mündlich) einbezogen.

Verringerter Umfang bei mündlicher Matura

Außerdem können diesmal die Themenbereiche bei der mündlichen Matura um maximal ein Drittel gekürzt werden. Der Antritt ist – zumindest nach aktuellem Stand – allerdings verpflichtend vorgesehen.

Die mündliche Matura dürfe nur freiwillig sein, forderte unterdessen Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek von der ÖVP-nahen Schülerunion. Im aktuellen Ausnahmejahr sollten die Schüler die Möglichkeit bekommen, sich ganz auf die schriftliche Matura zu konzentrieren.

Weiß aber für „Entgegenkommen“

„Ein Entgegenkommen halte ich für gut“, sagte AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß (FCG) und zeigte Verständnis für die Lage der rund 40.000 Maturantinnen und Maturanten. Hier sei auch schon einiges passiert. „Ich würde deshalb aber nicht die mündliche Matura streichen.“ Immerhin gebe es gerade bei diesem Teil die Möglichkeit, auf die speziellen Rahmenbedingungen des aktuellen Schuljahres einzugehen.

Schon im März die mündlichen Matura zur freiwilligen Leistung zu erklären, birgt aus Weiß’ Sicht die Gefahr, dass die Schüler sich nur noch auf jene Fächer konzentrierten, in denen sie eine Klausur schreiben werden. Ein gangbarer Weg wäre für ihn stattdessen, die Zahl der Fächer bei der mündlichen (derzeit zwei bzw. drei) und bei der schriftlichen Reifeprüfung (derzeit vier bzw. drei) zu reduzieren.

Gleichzeitig könnte man bei der schriftlichen Matura in Mathematik das Bewertungsschema so adaptieren, dass Lehrer Beispiele aus Bereichen, die pandemiebedingt nicht durchgenommen wurden, streichen können. Ein solches Modell hat Bildungsminister Faßmann zuletzt angedeutet.