Gesperrte Bar
APA/Georg Hochmuth
7-Tage-Inzidenz über 200

Lockerungen weiter in Schwebe

Erstmals seit dem 17. Dezember Ende vergangenen Jahres liegt die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den letzten sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, wieder bei über 200. Am Montag sollen die für Vorarlberg angekündigten regionalen Öffnungsschritte erfolgen. Doch weitere Lockerungen für ganz Österreich sind weiterhin in Schwebe.

Laut den Zahlen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) liegt die 7-Tage-Inzidenz nun bei 204,7 (Stand: Samstag, 14.00 Uhr). Am höchsten ist die Zahl in Wien (261,5). Vorarlberg hat mit 68 den niedrigsten Wert. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte Anfang Februar eine Inzidenz von 200 als Obergrenze genannt, bei der wieder Verschärfungen kommen müssten.

Von den 3.023 in innerhalb von 24 Stunden gemeldeten neuen CoV-Infektionen (Gesundheitsministerium, Stand: Samstag, 9.30 Uhr) kamen allein 718 aus Wien – mehr dazu in wien.ORF.at. Für Vorarlberg, wo die Infektionslage entspannter ist, sind weiterhin die Öffnungsschritte vorgesehen, die ab Montag geplant sind.

Regierung will „Lage noch beobachten“

In ganz Österreich werden ab Montag Freizeit- und Sportaktivitäten mit kleineren Kinder- und Jugendgruppen möglich. Auch Selbsthilfegruppen dürfen sich wieder treffen. Der entsprechende Verordnungsentwurf Anschobers wurde am Freitag im Nationalrat mit den Stimmen der Koalitionsparteien genehmigt. Diese Verordnung ist vorerst bis 11. April in Kraft. Weiterhin gelten die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen ab 20.00 Uhr.

Ob tatsächlich österreichweit mit 27. März die Schanigärten öffnen dürfen, ist angesichts der steigenden Infektionszahlen aber unklar. Bei den für Montag geplanten virtuellen Treffen der Regierung mit Experten, Opposition und Landeshauptleuten seien noch keine Entscheidungen für die Zeit nach Ostern geplant, hieß es am Samstag aus dem Bundeskanzleramt: „Wir wollen kommende Woche die Lage noch beobachten.“

Mit der Erkrankung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) dürfte die Verschiebung der Entscheidungen nichts zu tun haben. Der Minister, der wegen eines Infekts ausgefallen war, werde am Montag wieder einsatzbereit sein, wurde im Gesundheitsressort versichert.

Lockerungen in Vorarlberg „Gratwanderung“

Im westlichsten Bundesland darf die Gastronomie außen und innen wieder aufsperren. Auch kulturelle Veranstaltungen mit maximal 100 Personen dürfen stattfinden – allerdings keine Hochzeiten. Voraussetzung für einen Lokalbesuch sind ein negativer CoV-Test, eine FFP2-Maske, zwei Meter Mindestabstand und Sperrstunde um 20.00 Uhr. 60 Prozent der Gastronomen wollen unter diesen Bedingungen nicht aufsperren – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), der am Freitag im Nationalrat den erkrankten Anschober vertrat, erwartet aufgrund der vorgesehenen Begleitmaßnahmen keine Wiederholung der Situation vom Herbst mit dem damaligen exponentiellen Wachstum. Die Lockerungen in Vorarlberg seien aber schon „ein Stück Gratwanderung“. Vorarlberg eigne sich aufgrund der niedrigen Inzidenzzahlen aber gut als Modellregion und habe auch selbst viel vorbereitet, so der Vizekanzler.

Rendi-Wagner gegen Öffnung von Schanigärten

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach sich vehement gegen Lockerungen aus. Die Regierung müsse nun Maßnahmen diskutieren, um dem Anstieg gegenzusteuern. Sie plädierte für den „Weg der Sicherheit und der Vernunft“. Das Ziel müssten dauerhafte Lockerungen bei stabil niedrigen Infektionszahlen sein.

Anfang Februar hätte man nicht frühzeitig öffnen sollen, sondern noch ein paar Wochen zuwarten: „Dann hätten wir heute stabilere, niedrigere Zahlen und könnten zu Ostern dauerhaft öffnen, statt eine Überlastung der Spitäler zu riskieren.“ Das Testen sei wichtig, aber alleine darauf könne man sich nicht verlassen. Einer Öffnung der Schanigärten steht sie daher, entgegen der Meinung der SPÖ-Landeshauptleute, skeptisch gegenüber: „Bei 3.000 Neuinfektionen pro Tag mit steigender Tendenz und einer niedrigen Impfrate sind weitere Lockerungen ein viel zu großes Risiko.“