Razzia bei Oppositionsforum in Moskau: Rund 200 Festnahmen

Bei einer Razzia gegen ein Treffen russischer Oppositioneller haben Sicherheitskräfte in Moskau fast alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen festgenommen. Die Veranstaltung wurde nach nicht einmal 30 Minuten beendet. Das Innenministerium sprach nach der Veranstaltung gestern von rund 200 Festnahmen.

Abgeführt und in Gefangenentransporter gesteckt wurden unter anderen die bekannten Politiker Wladimir Kara-Mursa, Ilja Jaschin, Andrej Piwowarow und der ehemalige Jekaterinenburger Bürgermeister Jewgeni Roisman. Erst nach Stunden kamen sie wieder frei.

Es hatte eigentlich das erste große Oppositionstreffen im Jahr der Parlamentswahl werden sollen – und die erste größere regierungskritische Veranstaltung seit den Massenprotesten für die Freilassung des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny zu Jahresbeginn.

Verbleib Nawalnys unklar

Nawalnys Team äußerte sich umgehend zu den Festnahmen in Moskau. Es sei völlig klar, warum die Veranstaltung beendet worden sei, hieß es im Nachrichtenkanal Telegram: „Die Mächtigen haben Angst vor jeglicher Konkurrenz bei den Wahlen, deshalb schüchtern sie ihre Opponenten ein.“

Die Anwälte des 44 Jahre alten inhaftierten Oppositionsführers beklagten außerdem, dass sie erneut nicht wüssten, wo ihr Mandant festgehalten werde. Am Freitag hatten sie erklärt, dass er aus einem Untersuchungsgefängnis im Gebiet Wladimir rund 100 Kilometer östlich von Moskau fortgebracht worden sei. Seitdem fehle jedes Lebenszeichen von ihm.