Eintragung in einen Impfpass aufgenommen
APA/EXPA/Johann Groder
Ältere wieder zuerst

Neuer Erlass aktualisiert Impfplan

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Montag einen Erlass an die Länder zur Durchsetzung der Impfreihenfolge vorgelegt. Konkret soll damit der Vorrang für ältere Menschen und Risikopatienten umgesetzt werden. Tatsächlich ging erst ein Drittel der bisher erfolgten Impfungen an Menschen über 75 Jahre.

Unter anderem finden sich in dem Erlass auch Adaptierungen zu AstraZeneca und zu Impfungen nach einer SARS-CoV-2-Infektion. In der Phase 2 wird der Vorrang für Menschen über 65 Jahre und Risikopatienten insofern festgeschrieben, als andere in diesem Abschnitt vorgesehene Gruppen wie Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personal in Schulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen erst parallel geimpft werden, wenn „allen Personen über 65 Jahren zeitnah eine Impfung angeboten wird“.

Zudem fallen die Einschränkungen zu AstraZeneca gegenüber dem Impfplan von Mitte Februar heraus, nachdem das Nationale Impfgremium (NIG) die Verwendung des Impfstoffs auch bei über 65-Jährigen empfohlen hat.

Auch Umgang nach Infektion geregelt

Und geregelt wird darin auch, wie mit Impfungen nach einer Covid-19-Erkrankung umgegangen werden soll: Nach laborgesicherter Infektion wird empfohlen, dass eine Impfung für sechs bis acht Monate aufgeschoben und dann laut momentanem Kenntnisstand nur eine Dosis verabreicht wird. Kommt es zwischen der ersten und der zweiten Dosis zu einer laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektion, soll die zweite Dosis für sechs bis acht Monate aufgeschoben werden.

Anschober betonte am Montag erneut, dass die rasche Verimpfung der in den nächsten Monaten steigenden Liefermengen an Impfstoff „entscheidend“ sein wird. Um sicherzugehen, dass das optimal bzw. einheitlich verläuft, soll nun ein neuer Erlass zum Impfplan an die Bundesländer gehen.

Regionales Durchimpfen bestimmter Gruppen möglich

Der momentane Vorsitzende der Länderchefs, Hermann Schützenhöfer (ÖVP), hielt das Durchimpfen einer bestimmten Altersgruppe in Regionen mit vielen Infektionen nach einer Videokonferenz von Bundesregierung und Landeshauptleuten für denkbar. „Es kann also sein, dass ich in einem Bezirk alle über 65 durchimpfe“, erklärte Schützenhöfer. Das lasse der Impfplan zu. Der Impferlass für die Länder werde momentan überarbeitet. Die Neuerungen dürften aber kaum Auswirkungen auf die steirischen Impfpläne habe, sagte er auch.

Der Impfplan ist eine verbindliche Leitlinie für die impfenden Stellen in Österreich. Er gibt Anweisung über die Abfolge der Impfungen bis in den Sommer auf Basis der zugesagten Liefermengen und Liefertermine. Zuletzt hatte ihn Anschober Mitte Februar präzisiert.

Bei einem Erlass handelt es sich um Verwaltungsverordnungen, quasi „Dienstanweisungen“, in diesem Fall des Gesundheitsministers an die nachgeordnete Organwalter, in diesem Fall die Landeshauptleute, die in den Angelegenheiten der mittelbaren Bundesverwaltung an Weisungen des zuständigen Bundesministers gebunden sind. Darin ist kraft Weisung eine verbindliche Interpretation von Gesetzen oder Verordnungen oder auch Anordnungen enthalten, auf welche konkrete Art und Weise die Vollziehung eines Gesetzes oder einer Verordnung vorgenommen werden soll.

Große Unterschiede zwischen Bundesländern

Laut den veröffentlichten Zahlen des Impfregisters ging bisher erst ein Drittel der über eine Million Impfungen an die Altersgruppe ab 75: Besonders gering ist die Durchimpfung der ab 75-Jährigen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark. Und anstatt der jüngeren Senioren und Seniorinnen ab 65 wurden bisher Berufstätige geimpft – mehr dazu in orf.at/corona.

Österreichweit hat in der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen erst ein gutes Viertel ihre erste Impfung erhalten (26,3 Prozent), bei den über 85-Jährigen ist es die Hälfte (52,2 Prozent). Wie die Zahlen des Gesundheitsministeriums zeigen, gibt es aber gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern: Während Niederösterreich und Wien erst ein gutes Drittel der Ältesten ab 85 mit einer ersten Impfung versorgt haben, sind es in den anderen Ländern schon um die 60 Prozent. Bei den 75- bis 84-Jährigen sind die Steiermark (16 Prozent) und Wien (17 Prozent) Schlusslichter, während Tirol und Vorarlberg hier schon fast 40 Prozent geimpft haben.

Noch Wochen bis zur Durchimpfung der Ältesten

Bis zumindest acht von zehn Menschen ab 75 einmal geimpft worden sind, wird es beim jetzigen Tempo noch fast sechs Wochen dauern. Selbst die Durchimpfung von 80 Prozent der über 85-Jährigen wäre beim aktuellen Tempo erst Mitte April erreicht.

Interessant ist auch, dass die jüngeren Seniorinnen und Senioren bei den Impfungen bisher kaum berücksichtigt wurden: Denn während erst 5,8 Prozent der 65- bis 74-Jährigen zumindest einmal geimpft wurden, sind es bei den 25 bis 34-Jährigen schon 6,4 und bei den 35 bis 44-Jährigen bereits 8,0 Prozent (gemessen jeweils an der Bevölkerungszahl zum 1. Jänner 2020).

In Summe wurden vorige Woche mit 223.062 Impfungen erstmals die 200.000er Marke durchbrochen. Der bisher stärkste Tag war der 12. März mit 49.316 Impfungen. Auch die Massenimpfungen im Tiroler Bezirk Schwaz schlagen in der Statistik deutlich durch: In Tirol wurden vorige Woche 59.558 Impfungen durchgeführt – fast die Hälfte aller bisher in Tirol durchgeführten Impfungen.