Intensivstation des Universitätsklinikums Tulln
APA/Helmut Fohringer
Coronavirus

Steigende Fallzahlen mit kleinen Lichtblicken

Die Zahl der täglichen Coronavirus-Neuinfektionen in Österreich steigt weiter, vor allem in den Spitälern wird sichtbar, dass sich auch Österreich mitten in der dritten Pandemiewelle befindet. 1.851 Menschen müssen mittlerweile im Krankenhaus behandelt werden, 15 Prozent mehr als vor einer Woche, die Zahl der Intensivpatienten stieg erstmals in diesem Jahr auf 400. Doch einige Daten geben auch Anlass für Zuversicht.

Gesundheits- und Innenministerium meldeten am Mittwoch 3.239 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Auch wenn die Zahl aus dem Krisenstab auch immer Nachmeldungen enthält, ist es der bisher höchste Wert heuer. Aus Wien wurden – ebenfalls mit Nachmeldungen – erstmals in diesem Jahr über 1.000 Neuinfektionen an einem Tag berichtet – mehr dazu in wien.ORF.at.

Auch bei der 7-Tage-Inzidenz hat Wien mit 270 nach Salzburg (284) den zweithöchsten Wert. Den geringsten hat weiterhin Vorarlberg mit 58. Österreichweit liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 211. In den vergangenen Tagen hatte sich der Wert bei 210 eingependelt, Tendenz zuletzt wieder leicht steigend. Dass Wien derzeit besonders betroffen ist, erinnert an den Beginn der zweiten Welle im Herbst. Damals waren zunächst ab September bis Mitte Oktober die Zahlen in Wien am höchsten, ehe die Infektionszahlen auch in den andern Bundesländern drastisch stiegen und die Bundeshauptstadt vergleichsweise weniger betroffen war.

Anschober: „Regional extrem unterschiedlich“

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verwies auf die stark unterschiedlichen Neuinfektionszahlen in Österreich. Der Anstieg stelle keine bundesweite Entwicklung dar, sondern sei „regional extrem unterschiedlich“. „In Westösterreich gibt es eine gute Situation“, „top“ sei sie in Vorarlberg, so der Minister.

In Ostösterreich und Salzburg hingegen bestehe eine „schwierige Situation“. „Das hat vor allem damit zu tun, dass hier die Ausbreitung der britischen Mutation extrem weit vorangeschritten ist.“ In vielen Regionen Ostösterreichs habe die Variante B.1.1.7 bereits einen Anteil von mehr als 90 Prozent, so Anschober.

Anschober berichtete auch von der neuen Prognose des CoV-Prognosekonsortiums, die seit der Nacht vorliegt. „Für Mitte nächster Woche wird mit 3.600 Neuinfektionen gerechnet“, so Anschober, wobei auch hier wieder regional starke Unterschiede zu erwarten seien.

Anstieg in den Spitälern

Auch die Zahl der Spitalspatienten – sowohl auf Normal- als auch auf Intensivstationen – hat zugenommen. Am Mittwoch lagen laut Bericht aus dem Krisenstab 1.851 Covid-19-Patienten im Krankenhaus, das waren um sieben mehr als noch am Dienstag. Auch da stieg die Anzahl der Patienten innerhalb einer Woche um 15,3 Prozent.

Auf den Intensivstationen kamen innerhalb der vergangenen sieben Tage insgesamt 85 Patienten hinzu, das war ein Plus von 27 Prozent. Ende Februar waren es erst 250 Intensivpatienten gewesen. Mit 400 belegten Intensivbetten ist man nun wieder auf dem Niveau von Ende Dezember. In Wien sind mit 144 die meisten Intensivpatienten zu verzeichnen, gefolgt von Niederösterreich mit 89.

Anschober sagte, die Zahl der Schwererkrankten auf den Intensivstationen bereite ihm die „meisten Kopfzerbrechen“ – auch weil laut Prognosen ein Anstieg auf über 500 zu erwarten sei, was „sehr, sehr viel“ sei.

Erste positive Folgen der Impfungen?

Die Zahl der in Österreich an oder mit dem Coronavirus Verstorbenen wird vermutlich am Freitag die 9.000er-Marke überschreiten. Derzeit sind laut Krisenstab 8.956 Tote zu beklagen, nach AGES-Zählung sind es rund 200 weniger. Derzeit versterben rund 20 Menschen pro Tag an den Folgen von Covid-19. Im November und Dezember des Vorjahres waren es – bei noch viel höheren Infektionszahlen – oft 100 und mehr am Tag gewesen.

Vergleicht man die Todeszahlen von jetzt mit jenem Zeitpunkt mit ähnlich vielen aktuellen Infektionsfällen – rund 38.000 – in der zweiten Welle, dann ergibt sich, dass damals, gegen Ende Oktober, schon zwischen 35 und 50 Menschen starben. Dass der Wert nun niedriger ist, könnte bereits eine Folge der Impfungen sein. Das zeigt sich auch bei der Altersverteilung der Verstorbenen: Seit Anfang Februar nimmt der Anteil der über 85-Jährigen an den Toten ab, zuletzt recht markant. Das ist jene Gruppe, die im Zentrum der Impfkampagne steht.

Die positive Entwicklung sieht man auch in Alters- und Pflegeheimen: Das Burgenland etwa verzeichnete seit Ende Februar keine Infektionen mehr in diesen Einrichtungen – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Ähnlich sieht es in der Steiermark aus – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch von den Intensivstationen hieß es zuletzt, dass die Zahl der hochbetagten Patientinnen und Patienten weniger werde. Dafür seien jetzt andere Risikogruppen, etwa stark Übergewichtige, mehr vertreten.

Altersdurchschnitt der Infizierten sinkt

Auch bei einem detaillierten Blick auf die Infektionszahlen sticht ein Rückgang bei den Betagten und Hochbetagten ins Auge. Von den insgesamt 17.383 Neuinfektionen betrafen 1,6 Prozent die über 85-Jährigen. Bis Mitte Jänner lag der Anteil bei rund fünf Prozent und nahm danach sukzessive ab.

Dem stand ein deutlicher Anstieg der Infektionszahlen bei Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Erwachsenen bis Mitte 40 gegenüber. Am deutlichsten war das bei den Fünf- bis 14-Jährigen zu sehen, die mittlerweile rund zwölf Prozent aller Infizierten stellen.

Rund 2.800 neue Fälle gab es vergangene Woche bei den 15- bis 24-Jährigen. Zwei Wochen zuvor waren es um 1.200 Neuinfektionen weniger gewesen. Anstiege zeigten sich auch bei den 25-bis 34-Jährigen sowie den 45- bis 54-Jährigen. Recht konstant blieb die Zahl bei den 35- bis 44-Jährigen. Diese vier Alterskohorten machen je rund 15 Prozent der Infizierten aus.

Das Durchschnittsalter der Infizierten liegt mittlerweile bei 37,9 Jahren. Zu Jahresbeginn lag das Mittel noch bei 46,7 Jahren, Mitte April des Vorjahrs gar bei 56,7 Jahren.