Pharmakologe: Selbst bei Nebenwirkung weiterimpfen

Markus Zeitlinger, Pharmakologe an der MedUni Wien, hat sich heute im Ö1-Morgenjournal für eine gesamteuropäische Lösung in Sachen AstraZeneca durch die EMA und gegen Einzellösungen der Länder ausgesprochen.

Selbst wenn es die befürchteten Nebenwirkungen geben sollte, sei die Kosten-Nutzen-Rechnung hoch positiv. Allerdings müsste man dann entsprechend aufklären, damit jeder Impfwillige für sich selbst entscheiden könne.

Die nun aufgetretenen Fälle stammen aus Deutschland, und man habe nicht alle Einzelheiten hierzulande. Zudem seien in Großbritannien dreimal so viele Menschen mit AstraZeneca geimpft worden, ohne dass diese Thrombosen von Hirnvenen aufgetreten wären. „Man muss sehr aufpassen, dass man hier das gesamte Bild sieht“, meinte der Experte. Aus heutiger Sicht ließe sich nicht ausschließen, dass es hier ein Signal gibt – dieses sei aber auch noch nicht bestätigt.

Experte: Gros der schweren Infektionen durch Impfung verhindert

Wichtig sei, dass, selbst wenn es dieses Signal gibt, sich der enorme „Benefit“ der Impfung nicht in Luft auflöse. Dann müsse man die Menschen, die sich impfen lassen, darüber informieren, so wie man das bei allen Nebenwirkungen und bei allen Medikamenten macht, so Zeitlinger.

Dann könne jeder Einzelne entscheiden, ob er sich trotz des Risikos impfen lässt, wobei diese Nebenwirkung, falls es sie gibt, extrem selten ist – weniger als 1:100.000.

Man könne nach den Ausführungen des Pharmakologen nicht bei jedem Signal, das auch bei anderen Impfstoffen als AstraZeneca auftreten könnte, die Verabreichung absetzen. „Wenn man das macht, kippt man das ganze Impfprogramm. Das wäre für ganz Europa eine Katastrophe.“ Dass es sinnvoll ist zu impfen, selbst wenn es Nebenwirkungen gibt, daran gebe es keinen Zweifel. „Wir verhindern damit 70, 80, 90 Prozent der schweren Infektionen.“