OeNB-Gouverneur Holzmann: EZB-Maßnahmen alternativlos

Der von der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrem US-Schwesterinstitut Fed eingeschlagene Weg mit Nullzinsen und Anleihekäufen sei „ohne Alternative“ gewesen, hat OeNB-Gouverneur Robert Holzmann im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ gesagt. Die beiden Institute würden ihre Entscheidungen nicht nur mit umfangreichen empirischen Analysen treffen, sondern auch mit einem guten Gespür für das richtige Timing.

Europas Finanzsystem stehe heute im Vergleich zur Situation der großen Finanzkrise 2008/09 auf sehr viel stabileren Beinen. „Wo wir hinterherhinken, ist im Bereich des Strukturwandels unserer Wirtschaft, obwohl hier die Pandemie sicher zur schnelleren Digitalisierung beiträgt“, so Holzmann.

In einzelnen Regionen der Euro-Zone, etwa in Italien und anderen südeuropäischen Staaten, habe die Produktivität nicht die notwendige Entwicklung genommen. „Aber es gibt hier auch Hoffnung.“

EU-Wiederaufbaufonds als Hoffnungsträger

Diese schöpft Holzmann aus den Mitteln des EU-Wiederaufbaufonds, insbesondere weil es Vorgaben gibt, wie dieses Geld verwendet werden muss. „Mit Mario Draghi steht in Italien zudem jetzt ein ausgewiesener Finanzexperte und Ex-Präsident der EZB an der Regierungsspitze, das bietet Anlass für Zuversicht“, so Holzmann.

Für Europas Wirtschaft wäre es wichtig, „eine neue Gründerzeit zu schaffen“, dabei seien die Digitalisierung und die Notwendigkeit eines ökologischen Umbaus der Wirtschaft von zentraler Bedeutung. „Die zweite Möglichkeit, die wir als alternde Gesellschaften haben, ist, die Älteren länger im Arbeitsmarkt zu halten“, sagte Holzmann. Damit könne man die öffentlichen Finanzen entlasten und einen höheren Gleichgewichtszinssatz erzielen.