Ein Containerschiff im Sueskanal
AP/Suez Canal Authority
Quer liegendes Schiff

Stau vor Sueskanal

Nachdem ein Containerschiff in der Nacht auf Mittwoch im Sueskanal auf Grund gelaufen ist und die Durchfahrt blockiert, bildet sich ein immer größerer Stau vor der wichtigen Schifffahrtsstraße. Den internationalen Lieferketten droht eine gröbere Unterbrechung. Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich riesige Staus von Frachtschiffen.

Acht Schlepperboote waren im Einsatz, um das festsitzende Schiff zu befreien, teilte die ägyptische Sueskanal-Behörde mit. Vom Land halfen Bagger dem festhängenden Schiff, Manövrierraum zu gewinnen. In den Sozialen Netzwerken sorgte der Unfall für unterhaltsame Memes, beeindruckt zeigten sich viele von dem im Vergleich winzigen Bagger und dessen Versuchen, das Schiff wieder freizuschaufeln.

Zurückzuführen ist der Vorfall laut Behörde auf schlechte Sicht nach einem Sandsturm. Auf Bildern in den Sozialen Netzwerken war zu sehen, dass sich der Frachter quer gestellt hatte. Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich nach Angaben der Schiffsradare Vesselfinder.com und Marinetraffic lange Staus von Containerschiffen.

Kein leichtes Manöver

Auch für erfahrene Seeleute ist es kein Leichtes, einen 400 Meter langen Stahlriesen bei Strömung und Seitenwind durch die schmale Schifffahrtsrinne zu steuern. Der Wüstenwind kann hier mit stürmischen 40 oder 50 Knoten über den Kanal fegen.

Der Vorfall habe sich am Dienstag ereignet, teilte das Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC auf seiner Website mit. An Bord des Frachters sei es zu einem Stromausfall gekommen.

Nach Angaben der Schiffsradare handelt es sich um den Frachter „Ever Given“. Laut Vesselfinder.com ist er 400 Meter lang und 59 Meter breit. Das 2018 gebaute Schiff fahre unter der Flagge Panamas, es sei aus China gekommen und auf dem Weg nach Rotterdam in den Niederlanden.

Einer der größten Frachter

Es war zunächst unklar, wann die Schifffahrtsstraße wieder freigegeben werden kann. Der Sueskanal ist eine Wasserstraße, die das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. Sie ist daher eine wichtige Seeverbindung und Handelsroute zwischen Asien und Europa.

Der Frachter „Ever Given“ gehört nach Expertenangaben zu den größten Containerschiffen der Welt. Davon gebe es inzwischen jedoch mehrere. Gemessen an der maximalen Zahl der Container auf dem Schiff sei „Ever Given“ nicht das größte Schiff.

Teure Umwege drohen

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hofft auf ein möglichst schnelles Ende der Blockade. „Je länger die Sperrung andauert und je länger die Ungewissheit andauert, desto drastischer werden die Auswirkungen dieser Sperrung sein“, sagte Verbandssprecher Christian Denso der dpa. Das Hauptproblem sei, dass niemand wisse, ob sich ein Umweg über eine längere Route lohne. Schiffen drohen teure und langwierige Umwege, warnte die Allianz.

Je länger der Stau dauere, „desto ruhiger wird es im Hamburger Hafen werden“, sagte Denso. Danach kämen die Schiffe dann jedoch geballt. Die „Ever Given“ ist in Hamburg keine Unbekannte. Im Jahr 2019 verursachte sie eine Kollision mit einer Fähre. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund einer Million Euro.

Stau im Sueskanal

Im Sueskanal ist ein Containerschiff auf Grund gelaufen und blockiert den Seeweg zwischen Europa und Asien. Schlepperboote versuchen den Frachter herauszubringen, damit die anderen Schiffe weiterfahren können.

Lieferketten geraten ins Stocken

Der Bundesverband der Deutschen Industrie warnte vor steigenden Kosten für Unternehmen, die auf Seetransporte angewiesen sind. Lieferketten gerieten unter anderem wegen der unpünktlichen Schiffe ins Stocken, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. Die Lage im internationalen Containerseeverkehr sei ohnehin angespannt, die Blockade verschärfe sie nun noch einmal.

Nur schlechte Alternativen

Um den Sueskanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum – jedenfalls nicht für einen aus Saudi-Arabien oder dem Irak kommenden Öltanker, der unter engem Zeitplan Europa oder die USA ansteuert. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt der Kanal um etwa 7.000 Kilometer, der Umweg über das Kap der Guten Hoffnung könnte ein Schiff bei 16 Knoten (etwa 30 km/h) bald drei weitere Wochen kosten. Im eng getakteten Welthandel ist der Sueskanal daher von großer Bedeutung.

Im Jahr 2018 durchfuhren 18.000 Schiffe den Sueskanal, im Schnitt etwa 50 am Tag. Von einem „kritischen Engpass“ sprach die US-Energiebehörde in der Vergangenheit auch für den Handel mit Öl, Gas und Erdölprodukten.