EU-Agenturen warnen vor Migrationswelle durch Impfegoismus

Der Impfstoffegoismus der EU und anderer reicher Länder könnte zu einer Migrationswelle im Sommer beitragen. Das geht aus einem vertraulichen Protokoll einer Videokonferenz mit Fachleuten der EU-Staaten hervor, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gestern im Voraus aus seiner neuen Ausgabe. Die Grenzschutzagentur Frontex, der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) und die Asylagentur EASO warnten demzufolge vor einem Anstieg der Migrationszahlen im Mittelmeerraum.

„Ein Push-Faktor“

EASO und EAD verwiesen auf die „schlechte wirtschaftliche und medizinische Situation in den Herkunftsländern“. Diese sei ein „Push-Faktor“. Die bessere Lage der EU in der Krise sei unterdessen ein „Pull-Faktor“. In den meisten Herkunftsländern von Flüchtlingen wird bisher wenig bis gar nicht geimpft.

Die Covax-Initiative zur globalen Verteilung hat bisher lediglich 32 Millionen Impfstoffdosen an 60 ärmere Länder geliefert. Die EU stellte Covax zwar eine Milliarde Euro zur Verfügung, aber kaum Vakzine. Die 77 Millionen Dosen, die sie bisher exportiert hat, gingen vor allem an Industrieländer.

„Statt sich um die Zukunft der Asyl- und Migrationspolitik zu kümmern, ist die Hauptsorge der EU-Staaten, dass es durch Corona zu mehr Migration kommt. Das ist beschämend“, kritisierte die deutsche linke Europapolitikerin Cornelia Ernst.