Berlin setzt AstraZeneca bei Personen unter 60 aus

Das Bundesland Berlin setzt die Coronavirus-Impfungen mit dem Wirkstoff des Herstellers AstraZeneca für Menschen unter 60 Jahren vorsorglich aus. Das gab Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci heute bekannt und verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen.

Sie bezeichnete das als „Vorsichtsmaßnahme“. Entsprechende Termine in Impfzentren werden Kalayci zufolge erst einmal abgesagt.

Auch Charite setzt Impfungen aus

Das Bundesland mit rund 3,7 Millionen Einwohnern wolle nun die Beratungen auf Bundesebene und Stellungnahmen der Fachleute wie des Paul-Ehrlich-Instituts abwarten. Auch die Kliniken Charite und Vivantes in der deutschen Hauptstadt stoppten bis auf Weiteres die Impfungen mit Verweis auf Fälle von Hirnvenenthrombosen in Deutschland.

Die Aussetzung der Impfungen gilt bei den Kliniken für Frauen unter 55 Jahren. Das betrifft vor allem die eigene Belegschaft. Die Sprecherin betonte, dass in der Charite keine Komplikationen nach Impfungen mit AstraZeneca aufgetreten seien.

Die Sprecherin der Charite sagte: „Dieser Schritt ist aus Sicht der Charite notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekanntgeworden sind.“

Im Bundesland Nordrhein-Westfalen sprachen sich auch die Leiter von fünf der sechs Unikliniken für einen vorläufigen Stopp von Impfungen jüngerer Frauen mit AstraZeneca aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heißt es in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und Landesgesundheitsminister.

Deutschland – und zahlreiche andere Staaten, nicht aber Österreich – hatten die Impfung mit dem AstraZeneca-Stoff im März vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden.

Mittlerweile wird der Impfstoff wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland hatte sich für eine weiteren Einsatz des Mittels ausgesprochen.

Beratungen in Deutschland

Die Gesundheitsminister der deutschen Bundesländer und der Bund wollen nun am Abend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Impfstoff beraten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will seinen Länderkollegen dabei einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen machen, wie sein Ressort in Berlin mitteilte.